Nichts für schwache Nerven war die Partie des 10. Spieltags zwischen Hércules Madrid und Athletic Mallorca vor 67200 Zuschauern im Estadio Vicente Calderón.
Hércules-Coach 'Don' Hupe hatte erneut eine Rotation in der Aufstellung vorgenommen und sein Team gleich auf vier Positionen verändert. So stand Ersatzkeeper Claudio Marini im Tor, in der Abwehr durfte Roberto Rodriguez Duran für Misrad Hibic auf der linken Seite spielen und im Mittelfeld begannen Jordi Lardin Cruz und Johan Micoud für Jose Maria Movilla und Umberto Mansyrev.
Die Hausherren begannen gewohnt aggressiv und wollten dem Spiel sofort ihren Stempel aufdrücken. Bereits nach acht Minuten wurden sie für ihre Angriffsbemühungen belohnt, als
Julen Guerrero mit einem wunderbaren Sololauf die Tatsache rechtfertigte, dass er die teuerste Neuverpflichtung der Vereinsgeschichte ist.
Danach kam allerdings ein Bruch in das Spiel der Madrilenen und die Gäste aus Mallorca bekamen die Partie besser in den Griff. Sie versteckten sich keineswegs und spielten immer wieder auf ihre schnellen Spitzen gefährlich nach vorn. In der 21. Minute konnte Andreas Zikos den Ausgleich für die Gäste erzielen, die nun Oberwasser bekamen.
Mallorca spielte auch in der Folgezeit weiter nach vorne und setzte die Hausherren damit konsequent unter Druck. In der 29. Minute brachte dann ein schneller Konter die Führung für Mallorca. Gifford Woodman lief seinen Bewachern auf und davon und ließ Claudio Marini keine Abwehrchance.
Doch Hércules zeigte sich wie bereits oft in dieser Saison von der Moral her sehr gefestigt und ließ sich durch den Rückstand nicht aus der Ruhe bringen. Noch vor der Pause egalisierte
Jose Anton Garcia Calvo nach Vorarbeit von Claus Nielsen in der 38. Minute das Ergebnis. Mit diesem Resultat ging es dann auch in die Halbzeit.
Im zweiten Durchgang erwischten die Gäste den besseren Start, denn sie gingen bereits in der 48. Minute durch Raúl Valbuena Cano erneut in Führung. Das war natürlich ein schwerer Schlag für die Spieler von Hércules, die sich in der Pause vorgenommen hatten, dem Spiel nun die entscheidende Wende zu geben.
Da sich in den Folgeminuten am Ergebnis nichts mehr änderte, nutzte 'Don' Hupe sein Wechselkontingent aus und brachte mit Bastian Leibin, Jan Koller und Joseph Hodsoll drei frische Kräfte.
Doch die Minuten verrannen und es sah nicht so aus, als sei Hércules in der Lage, wenigstens noch einen Punkt mitzunehmen. Die Gäste aus Mallorca standen dicht gestaffelt in der Abwehr und ließen so kaum Torgelegenheiten der Madrilenen zu. Etwa zehn Minuten vor dem Ende machten sich die ersten Zuschauer bereits auf den Heimweg. Sie sollten diese Entscheidung bitter bereuen, denn was nun folgte, war das spektakulärste Finale, das es seit langem im Estadio Vicente Calderón zu sehen gab...
Denn zunächst einmal zeigte der niederländische Nationalspieler
Pierre van Hooijdonk in der 83. Minute seine ganze Klasse, als er in einer unübersichtlichen Situation im gegnerischen Strafraum blitzschnell reagierte und einen abprallenden Ball aus der Drehung am Torwart der Gäste vorbei zum Ausgleich einschob.
Nun wachten auch die Fans von Hércules noch einmal auf und peitschten ihre Mannschaft nach vorn. Auch 'Don' Hupe stand wild gestikulierend unten am Spielfeldrand und wollte sich mit dem Punktgewinn nicht zufrieden geben. Doch die Gäste wehrten sich nach Kräften und brachten das Leder immer wieder aus der Gefahrenzone heraus.
In der 89. Minute allerdings konnte sich Bob Lapage auf der rechten Angriffsseite durchsetzen und brachte eine präzise Flanke in den Strafraum. Diese fand in Tschechien-Nationalspieler
Jan Koller ihren Abnehmer, der den Ball mit einem wuchtigen Kopfball unhaltbar für den Torwart der Gäste zum vielumjubelten Siegtreffer für Hércules im Netz unterbrachte. So kam ein kaum noch für möglich gehaltener Erfolg dank eines furiosen Endspurts zustande, von dem die Fußballfans in Madrid sicherlich noch einige Zeit reden werden.
Neben mir am Mikrofon steht nun 'Don' Hupe, der Trainer der siegreichen Madrilenen.
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Na das war doch ein Spiel nach dem Geschmack der Zuschauer. Besser und dramatischer kann eine Partie ja fast nicht enden. Ich bin natürlich froh, dass es uns gelungen ist, mit einer Energieleistung und dank unserer exzellenten Nationalspieler diesen Rückstand noch in einen Sieg zu verwandeln.
Trotzdem bin ich mit der Defensivarbeit überhaupt nicht zufrieden, denn drei Gegentore im eigenen Stadion sind einfach zuviel, auch wenn unseren Fans ein spektakuläres 4:3 natürlich lieber ist als ein langweiliges 1:0.
Ich hatte mich bewusst dafür entschieden, einigen Spielern aus der zweiten Reihe ihre Chance zu geben, sich unter Wettkampfbedingungen für die erste Elf aufzudrängen. Auch in dieser Hinsicht hat mir diese Begegnung einige wichtige Erkenntnisse für die kommenden Partien geliefert.
Die nun anstehenden Aufgaben in Oviedo und gegen Zaragoza werden äußerst schwierig, da meine Trainerkollegen El Armand und El Principal natürlich absolute Taktikexperten sind und ihre Teams sicherlich hochmotiviert gegen uns auf den Rasen schicken werden. Wir dagegen haben aber eigentlich nichts zu verlieren, denn beide Teams sind in der Tabelle über uns platziert, so dass die Favoritenrolle eindeutig bei ihnen liegt und wir befreit aufspielen können.'
Sprachs und verschwand mit einem freudigen Lächeln im Gesicht in Richtung Kabinengang...