Eine absolute Sensation ereignete sich an diesem Abend im Estadio Vicente Calderón in Madrid! Vor mit 63200 Zuschauern ausverkauftem Haus gelang dem Underdog Hércules Madrid ein 3:2-Erfolg gegen den Lokalrivalen und amtierenden Meister Espanyol.
Ohrenbetäubende Anfeuerungsrufe stachelten die Atmosphäre bereits über eine Stunde vor Spielbeginn auf und man konnte Pokal-Atmosphäre pur erleben. Hércules hätte im Vorverkauf sogar mehr als das Doppelte an Eintrittskarten absetzen können, so riesig war die Kartennachfrage. Vor allem freuten sich die Hércules-Offiziellen über eine kleine Delegation des Liga-B-Zweitligisten Hercules Hospitalet, die damit ihre Verbundenheit zum Hupe-Klub zum Ausdruck brachten.
Hércules zeigte keinen Respekt vor dem beinahe übermächtigen Gegner und erwischte einen Traumstart. Nach nur vier Minuten setzte sich Roberto Prieto geschickt gegen seinen Gegenspieler durch und bediente mustergültig
Jordi Lardin Cruz, der das vielumjubelte 1:0 erzielen konnte.
Doch die Freude der Hausherren währte nur kurz, da nur vier Minuten später Espanyol zurückschlug und durch Markus Jorah den Ausgleich erzielte.
Als Egnatius LeFlore in der 32. Minute dann der Führungstreffer für Espanyol glückte, glaubte ein Großteil der Zuschauer, dass das Spiel nun seinen gewohnten Verlauf nehmen würde.
Doch zu dem psychologisch denkbar günstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause kamen die Gastgeber noch einmal ins Spiel zurück. Hércules-Oldie Francis Garcia Guerrero, der überraschend den Vorzug vor Juan Carlos Carcedo erhalten hatte, rechtfertigte seine Nominierung mit einer herrlichen Vorlage auf
Misrad Hibic, der seinen Ruf als Pokalschreck damit untermauerte. Schließlich hatte Hibic bereits das Siegtor gegen Osasuna erzielt.
Kurz darauf verabschiedeten die begeisterten Fans beide Mannschaften in die Kabine und freuten sich auf die zweite Hälfte.
Nach Wiederanpfiff kam es auf beiden Seiten zunächst zu personellen Änderungen, die sich auch ein wenig auf den Spielfluss auswirkten. In der 61. Minute konnte sich Roberto Prieto erneut glänzend im Mittelfeld durchsetzen und bediente
Guedes Henriqu da Silva, der das 3:2 schoss und Hércules damit wieder in Führung brachte. Kurz darauf wurde da Silva bei seiner Auswechslung mit stehenden Ovationen von den Fans gefeiert.
Doch es sollte noch zu einer Schrecksekunde für die Hausherren kommen, denn in der 73. Minute verletzte sich Raphael Wicky bei einer Abwehraktion so unglücklich, dass er nicht mehr weiterspielen konnte. Coach Dirk Hupe, der auf fast alle Eventualitäten vorbereitet war, hatte vor dem Spiel extra nur zwei Auswechselplätze vergeben, so dass mit Carcedo noch ein weiterer Spieler ins Spiel gebracht werden konnte.
Trotz wütender Angriffe der Espanyol-Kicker brachte Hércules das Ergebnis mit viel Einsatz und Leidenschaft über die Zeit. Beim Abpfiff rissen die Spieler des Gastgebers die Arme in die Höhe und sanken danach erschöpft auf den Boden nieder. Sie hatten tatsächlich eine weitere Pokalsensation vollbracht.
Auf dem Weg zu mir ist jetzt Coach 'Don' Hupe, der eben noch die Glückwünsche von Espanyol-Trainer El Alu entgegen nahm.
'Don' Hupe, wie fühlen sie sich nach dieser Partie?
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Ehrlich gesagt um Jahre gealtert... Was ich in dieser Saison da draußen auf der Bank Spiel für Spiel erlebe, geht wirklich auf keine Kuhhaut mehr. Heute ist die Mannschaft über ihre Grenzen gegangen und dafür reich belohnt worden. '
Welche taktische Marschroute hatten sie dem Team mit auf den Weg gegeben?
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Wir wollten hinten sicher stehen und dann mit schnellen Kontern zum Erfolg kommen. Dass diese Taktik so gut aufgehen und wir hier drei Tore schießen würden, hätte ich nie für möglich gehalten. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass Espanyol größere Ziele vor Augen hat und gegen uns deshalb vielleicht nicht das allerletzte Prozent Leistungsbereitschaft abgerufen hat. Nichtsdestotrotz freuen wir uns darüber, dass wir unseren Stadtrivalen ein wenig ärgern und vielleicht den ein oder anderen Fan mehr dazugewinnen konnten. Weiterhin wünschen wir Espanyol natürlich viel Erfolg im internationalen Wettbewerb, es wäre schön, wenn sie unsere tolle Stadt noch möglichst lange im europäischen Vergleich vertreten würden.'
Wie sehen sie nun ihre Chancen aufs Finale?
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Erst einmal sind diese Pokalerfolge natürlich für unser Image von großer Bedeutung, wir haben uns nun ins Bewusstsein und vielleicht auch ein wenig in die Herzen der spanischen Fußball-Interessierten gespielt.
Leider müssen wir im Halbfinale beim Ligakonkurrenten in Vigo antreten, was eine äußerst schwere Aufgabe wird, da wir bereits zuhause gegen Vigo mit 0:2 unterlegen waren. Ich hätte mir lieber ein Heimspiel gegen einen Erstligisten gewünscht, aber der Pokal ist nunmal kein Wunschkonzert. Machen wir also das Beste draus, aber jetzt entschuldigen sie mich bitte, denn in der Kabine wartet noch meine Flasche Mineralwasser auf mich... '
Wünschen wir Hércules Madrid für den weiteren Saisonverlauf alles Gute. Wir verabschieden uns von ihnen mit Bildern entfesselt feiernder Hércules-Fans, die die kommende Nacht sicherlich zum Tag machen werden....