Wahnsinns-Spiel von Hércules!
Die Zuschauer des heutigen Spiels zwischen CD Zaragoza und Hércules Madrid überschlugen sich damit, Superlative für diese Begegnung zu finden. 'Fantastisch', 'Unglaublich', 'Wahnsinn', war dort immer wieder zu hören. Der Grund für die Begeisterung der Fans war leicht nachzuvollziehen: Sie sahen beim 4:4 beider Teams insgesamt acht Tore, davon drei von Hércules in den letzten achtzehn Minuten!
Hércules-Coach 'Don' Hupe hatte wieder auf ein System mit drei Angreifern umgestellt und wollte dank des gestiegenen Selbstvertrauens durch die letzten Spiele möglichst offensiv in die Partie gehen. Er vertraute dabei auf seine Youngster Gutierrez und Babunashvili an der Seite von Goalgetter Esteban Gato. Neuzugang Johan Baecker blieb zunächst nur auf der Bank.
Doch die Gäste kamen nicht wie erhofft ins Spiel, da der Gastgeber aus Zaragoza das Mittelfeld sehr eng machte und bereits frühzeitig attackierte. Danach wurden die Bälle sofort blitzschnell auf die Spitzen gespielt, um die Abwehr von Hércules auf diese Weise durch Konter auszuhebeln. Damit kamen die Madrilenen überhaupt nicht klar und so war das 1:0 durch Lorenzo Santamaria in der 16. Minute vollkommen verdient.
Hércules brauchte fast eine halbe Stunde, um überhaupt ins Spiel zu finden. Als der Angriffsdruck von Zaragoza etwas nachließ, erspielten sich die Gäste ein Übergewicht im Mittelfeld und kamen zu ersten Torchancen. Zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt, nämlich in der 44. Minute, fiel der Ausgleich durch
Edmundo Gutierrez. Abwehrspieler Sabino Siccardi, heute von Anfang an dabei, hatte vorgelegt.
Nun hofften die mitgereisten Hércules-Anhänger natürlich, dass ihr Team in die Erfolgsspur der letzten Spiele zurückkehren würde, doch Zaragoza kehrte in Halbzeit zwei zur aggressiven Spielweise des ersten Durchgangs zurück und gewann dadurch zunehmend die Oberhand. In der 55. Minute gelang Manolito Hierro nach einem weiteren schnellen Angriff der erneute Führungstreffer zum 2:1.
Das Team von 'Don' Hupe stand nun natürlich unter Zugzwang und drängte mit Macht auf den Ausgleich. Doch Zaragoza zeigte an diesem Abend schnelles Angriffsspiel in absoluter Perfektion und hebelte die Abwehr von Madrid einige Male aus. So auch in der 61. Minute, als Domingo Ferrón zum 3:1 traf.
Als Anibal Baraya nur sieben Minuten später sogar zum 4:1 traf, sah man den 'Don' auf der Bank seinen Taktikzettel wütend zerknüllen und ihn in hohem Bogen von sich werfen.
Bei einer längeren Verletzungsunterbrechung holte der 'Don' gleich vier seiner Kicker auf einmal zusammen und gab ihnen neue Anweisungen. Man konnte zwar nicht verstehen, was er sagte, aber anhand seiner Gestik und Mimik dürfte auch der letzte Zuschauer im Stadion verstanden haben, dass es sich um einen Wutausbruch gehandelt hatte.
Der Weckruf des Coaches schien zu wirken, denn die Kicker von Hércules krempelten noch einmal die Ärmel um und hängten sich in das Spiel rein. Der zur Pause eingewechselte
Andreas Xellert traf in der 72. Minute nach Pass von Shane Coyne zum 2:4 und sorgte somit für Ergebniskosmetik.
Ergebniskosmetik? Denkste! Hércules blieb am Drücker, während bei den Hausherren nun zunehmend die Kräfte schwanden. Nur vier Minuten nach dem Treffer durch Xellert durften die Madrilenen erneut jubeln:
Edmundo Gutierrez köpfte eine Flanke von Esteban Gato zum Anschlusstreffer in die Maschen.
Nun war wirklich Dramatik pur in der Begegnung, denn Zaragoza brauchte den Sieg im Abstiegskampf natürlich dringend und stemmte sich mit aller Macht gegen die Angriffe der Madrilenen, die die Gastgeber nun in der eigenen Hälfte einschnürten.
In der 80. Minute konnte man glauben, der 'Don' möchte einen Hochsprungwettbewerb gewinnen, denn sein Freudensprung über den 4:4-Ausgleichstreffer von
Ramirez Ferrón auf Vorlage von Spyridon Zografakis war mindestens so sehenswert wie der Treffer selbst!
In den letzten Minuten war dann Hércules dem Sieg näher als Zaragoza, letztlich wären aber drei Punkte wohl auch zuviel des Guten gewesen.
Hércules-Coach 'Don' Hupe war nach der Partie um Jahre gealtert:
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Was für ein irres Spiel! Zunächst sah es danach aus, als hätte ich mit der heutigen Taktik richtig in die Sch... gegriffen. Bis zur 70. Minute hätte doch niemand mehr auch nur einen Cent auf uns gesetzt und dann holen meine Jungs in den letzten zwanzig Minuten nochmal alles aus sich heraus und sichern uns dank einer fantastischen Moral zumindest noch einen Punkt. Die Mannschaft ist also absolut intakt und gerade die jungen Spieler wie Xellert und Gutierrez machen mir derzeit viel Freude.
Phasenweise haben wir heute richtig schlecht gespielt und phasenweise einfach fantastisch. In Zukunft müssen wir wieder einen Mittelweg finden, denn auf Dauer sind solche Spiele einfach nichts für meine Nerven.
Aber der Spielverlauf gibt uns natürlich neues Selbstvertrauen, das wir nun mit in die Spiele gegen CF Madrid im Hércules-Cup und ins nächste Ligaspiel gegen Valladolid nehmen wollen. Es wäre schön, wenn wir auch nach diesen beiden Partien noch ungeschlagen wären.'
Soweit der durchgeschwitzte 'Don', dessen Team mit 32 Punkten weiterhin auf Platz 8 der Tabelle steht...