Hysterie ausgelöst durch eine plappernde Medienlandschaft, das ist schon richtig. Jeder noch so kleine Furz wird als Eilmeldung in die Welt geblasen und damit die Leute immer spitz auf alles Bedrohliche dieser Welt gemacht. Wirtschaftliche und gesellschaftlicher Machtverlust hat sie dahin getrieben, aber auch ein Wegfall des alten Ehrenkodex nur über wirklich Wichtiges ausreichend recherchiert zu berichten.
Jedoch wurde bspw. die Polizeibewegung in München (anders als beim Terrorakt in München während der Olympiade, als die Kameras der Journalisten waren) größtenteils von Privatpersonen veröffentlicht und "verraten". Neben einer allgemeinen Hysterie, haben wir mittlerweile eine Gesellschaft, die es nicht mehr verwunderlich findet Alles immer Jederzeit zu erfahren, damit umzugehen und es weiter zu verbreiten. Die Geschwindigkeit, die das angenommen hat, wird von den Leuten selbst mitgegangen und das auch, wenn es nur dazu beiträgt eine allgemeine Hysterie weiter zu befeuern.
Also glaube ich nicht, dass dieser schwarze Peter nur auf Seiten der Medien liegt.
Das Problem ist auch vielmehr, dass die Leute Informationen nicht mehr filtern können, sich keine allgemeine Medienkompetenz angelesen haben (da nehm ich mich partiell nicht von raus) und zu allem eine Meinung haben, sei sie noch so wenig mit Information gefüttert. In München passiert ein schrecklicher Terrorakt und innerhalb von Sekunden haben die Ersten ihre Meinung. "Selbst herangezüchtet" oder ähnliches. Fakten zählen nicht, es zählt die eigene Angst und die Furcht vor dem Verlust eigener Privilegien, und so wird die Panik mit gutem Gewissen befeuert. Das unter diesem Zustand eine Integration, und zwar von vielen Stellen (Arbeit mit der Polizei, Sozialarbeiter oder Therapeuten mit Flüchtlingen), nicht funktionieren kann, weil sich unter Angst, Furcht und Hysterie nicht ruhig und objektiv arbeiten lässt, ist den meisten nicht bewusst.
In Berlin sind die Zahlen von Angriffen Flüchtlingsunterkünfte wiefolgt:
2013 5
2014 16
2015 57
2016 (1. Hälfte) 43
In Rostock wurde eine geplante Flüchtlingsunterkunft abgebrochen, da aufgrund rechter Gewalttäter die Gefahr zu groß war. Das ist zweite Mal in Rostock nun passiert. Wo sollen die Leute hin? Wird das die Arbeit für die Polizei, Integrationshelfer etc. leichter machen?
Und die selben Leuten stehen dann dran, wenn traumatisierter Flüchtling, der eventuell nicht mal aufgenommen werden hätte dürfen, austickt, weil ihm die notwendige Betreuung nicht zugeteilt werden konnte. "Immer schon gewusst, dass die gemein gefährlich sind!"
Die Leute und die Medien müssten meiner Meinung nach (und zwar schon lange) verbal abrüsten. Pragmatismus muss endlich überall einkehren. Ich weiß aber, durch familiäre Bünde, dass an die richtigen Stellen dieser zum Glück schon länger herrscht.