Danke an pagelsson. Zumindest deine Beiträge habe ich tagtäglich verfolgt.
Zurück zum lang diskutierten Thema der Flüchtlinge.
Es wurde hier ja schon mehrmals versucht, den Flüchtlingen einen gewissen Stempel aufzudrücken. Insbesondere war es nie totzukriegen, dass die Flüchtlinge außergewöhnlich kriminell seien und kulturelle Verrohung in unsere Gesellschaft transportieren.
Für einen Überblick über die Faktenlage zu erhalten, ging nun eine Sonderkommission der Polizei Braunschweig gegen Straftäter unter den Asylbewerbern vor. Das Interview mit dem Chefermittler war äußerst aufschlussreich. Einige Punkte möchte ich mal zitieren:
„SPIEGEL ONLINE: Diejenigen, die die Zuwanderung kritisch sehen, reden oft von der Sorge vor sexuellen Übergriffen auf Frauen. Haben Sie dazu Erkenntnisse?
Küch: In aller Deutlichkeit: Das ist vollkommener Unsinn, Nonsens, Quatsch! Es gibt keine Vielzahl von Sexualdelikten. Wir stellen allenfalls fest, dass sich einige Flüchtlinge Mädchen und Frauen gegenüber nicht so verhalten, wie das eigentlich angebracht ist, und sie verbal belästigen. Das ärgert die Betreffenden, was ich gut verstehen kann, aber ungebührliches Benehmen ist kein Fall für die Polizei.“
- Damit ist wohl der Mythos der Barbaren, die hierher kommen, um unsere Frauen zu vergewaltigen, widerlegt. Leider stieß selbst so mancher Politiker in dieses Horn. Allgemein ist leider der Mythos des Fremden, der unsere Frauen und Töchter vergewaltigt, nicht totzukriegen.
„SPIEGEL ONLINE: Wie groß ist denn überhaupt der Anteil von Straftätern unter den Flüchtlingen?
Küch: In Braunschweig reden wir von noch nicht einmal einem Prozent der Flüchtlinge, die straffällig werden. Wir stellen aber fest, dass zwar nur sehr wenige Zuwanderer als Straftäter auffallen, diese dann aber häufig eine Vielzahl von Delikten begehen.“
- Erinnern wir uns. In der Diskussion hier wollte es jemand als Fakt darstellen, dass 90 % der Flüchtlinge Verbrecher seien. Ich hoffe, das wird jetzt mal ein bisschen ins rechte Licht gerückt.
„SPIEGEL ONLINE: Lassen sich diese Täter beschreiben?
Küch: Es sind keine syrischen, irakischen und kurdischen Familien, die uns Probleme machen. Ganz im Gegenteil. Schwierig sind Kriminelle aus dem Kosovo und insbesondere allein reisende junge Männer aus Nord- und Zentralafrika.“
- Oh Wunder. Dabei hieß es doch, dass wir gerade bei den arabischen Muslimen aufpassen müssen und diese besonders anfällig für Gewalt und Kriminalität seien.
„SPIEGEL ONLINE: Gerade konservative Politiker erwecken gerne den Eindruck, dass kriminelle Ausländer schnell abgeschoben werden können. Geht das überhaupt?
Küch: Vergessen Sie das! Straftaten dürfen sich nicht auf den Asylstatus auswirken, das verbietet das Gesetz. Und bei denjenigen, die ohne Asyl in Deutschland sind und straffällig werden, ist die Herkunft häufig ungeklärt. Die können Sie nicht abschieben, weil kein Land sie aufnehmen will. Gehen Sie davon aus: Fast alle, die kommen, bleiben auch hier. Es sei denn, sie gehen freiwillig wieder.“
- Das ist natürlich auch kritisch zu sehen. Andererseits bleibt es dabei: Der Rechtsstaat gilt für alle und entsprechend dürfen keine Sonderfälle geschaffen werden, die den Rechtsstaat in elementaren Dingen aushebeln.
„SPIEGEL ONLINE: Wie verhält es sich eigentlich mit der Befürchtung vieler Menschen, dass als Flüchtlinge getarnte Terroristen nach Deutschland einsickern könnten?
Küch: Dafür haben wir keinerlei Anhaltspunkte. Es macht auch kriminalistisch überhaupt keinen Sinn. Terrororganisationen wie der "Islamische Staat" haben doch ganz andere Möglichkeiten und müssen ihre Anhänger nicht auf einen entbehrungsreichen Fußmarsch schicken. Allerdings stellen wir durchaus fest, dass örtliche Salafisten sich nun zunehmend um die Flüchtlinge bemühen. Das sollte uns sorgen.“
- Auch damit wurde wieder ein Mythos widerlegt, dass ja massenweise Terrorismus über die Flüchtlinge nach Europa transportiert wird. Allerdings finde ich, dass entschieden gegen die Salafisten in ihrer Sache der Missionierung vorgegangen werden muss. Hier sind vor allem auch die muslimischen Gemeinden und Mitmenschen in der Pflicht.
„SPIEGEL ONLINE: Ist es nicht eine Form der Vorverurteilung, wenn die Polizei eine Dienststelle einrichtet, in der nur gegen Flüchtlinge ermittelt wird?
Küch: Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Lässt man eine derart brisante Entwicklung einfach laufen, dann sind umgehend rechte und ausländerfeindliche Gestalten dabei, diese vermeintliche Ausländerkriminalität politisch und emotional auszunutzen. Es gibt aber keine kriminellen Völker! Hier haben wir eine Situation, dass in einer Gruppe von Menschen Straftäter eingereist sind, die ihre "dunklen Geschäfte" zu machen gedenken. Diese Personen herauszufiltern, zu überführen und der Justiz zuzuführen, ist unsere Aufgabe. Der Versuch, uns in die rechte Ecke zu stellen, wird von bestimmten Seiten immer wieder gemacht, scheitert aber an der Realität.“
- Die Sonderkommission sollte das gar nicht befürchten. Der weite Großteil der hiesigen Bürger dürfte es begrüßen, dass schwarze Schafe unter den Flüchtlingen herausgefiltert werden. Denn letztendlich schadet es auch den Flüchtlingen selbst, weil sie für das Tun dieser wenigen Kriminellen ihren kopf hinhalten müssen. Außerdem ist es ein gutes Zeichen dafür, dass von staatlicher Seite etwas gegen Asylmissbrauch getan wird, um vor allem Rechtspopulisten ein wenig ruhig zu stellen. Ich hoffe so sehr, dass auf dieser Grundlage auch die feigen und zu verabscheuenden Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte sowie Flüchtlinge selbst nun zurückgehen.
Ich hoffe doch, dass die aufgezeigten Erkenntnisse ein wenig für Information sorgen und entsprechend nachfolgend von Vorurteilen und dreisten Behauptungen Abstand genommen wird.