Rückblick zur Saison 22
Die vielleicht kurioseste Serie A-Saison ist zu Ende. Die Nummer 11 (AC Montichiari) sowie die Nummer 9 (Lazio Turin) der Stärkerangliste belegen Platz eins und zwei und starten für Italien im Champions Cup. Die Nummer 10 (AC Brescia) und die Nummer 16 (Mailand RC) vertreten als dritt- und vierplatzierter Italien in der CC-Qualifikation. Die Nummer 1 (Salernitana Calcio) mit Abstand hat neben dem Pokalsieg nur Platz 10 erreicht und die weiteren Top-Mannschaften belegen in der Serie A gerade einmal die Ränge 14 (AS Monza), 9 (Südtirol Sport Stars) und immerhin Rang 5 (AS San Marino). Teams, denen zu Saisonbeginn noch so etwas wie Meisterschaftsambitionen nachgesagt wurden (Giulianova, Cremona) gehen den Weg in die Serie B.
Der AC Montichiari hat Geschichte geschrieben. Noch nie hat ein dermaßen schwacher Kader den Scudetto gewinnen können. Und mit welchem Vorsprung. Am Ende waren es 13 Punkte, die der zweitplatzierte sicher dem Zustand verdanken kann, dass sich der neue Meister bereits seit Mitte der Rückrunde auf die Verwaltung des beträchtlichen Vorsprungs zu konzentrieren wusste und den Titel bereits nach dem 30.Spieltag sicher in den Händen hatte. Platz zwei indes ging, beinahe ebenso überraschend, an einen weiteren Italien-Dino mit Lazio Turin. Mit Maverick (Brescia) und Romario (Mailand RC) folgen weitere Italien-Routiniers auf den Plätzen.
Während der an Motivationslosigkeit leidende Titelverteidiger aus Rom zumindest die Teilnahme am internationalen Geschäft sicherzustellen wusste, bleibt für die Top 11 aus Salerno lediglich Rang 10. Wenn man bedenkt, dass Salernitana vor dem letzten Spieltag mit einem Bein in der Serie B stand, kann man die Serie-A-Saison des zweifachen Champion durchaus als missraten betrachten.
Aber immerhin: Salernitana wusste auch zu überzeugen. Genauso wie man um ein Haar die Serie nicht halten konnte, stand Calcio mit 1,75 Beinen im EC-Finale und hätte fast die Nachfolge des bisher einzigen internationalen Siegers, Mailand RC, angetreten. Hätte, wenn und aber, die Tore fielen zu Gunsten des Gegners und das Salernitana-Aus im Halbfinale war besiegelt. Besser machte es der Rekordpokalsieger in der Coppa. Nach dem einstigen Vierfach-Triumph und einer schöpferischen Pause von drei Jahren, gewann Salernitana den Titel in dieser Saison zum fünften mal. Im Finale hatte der AS Monza keine Chance und Manager Gaze bleibt weiter ohne Italien-Titel. Schade, denn auch für Monza lief die Saison alles andere als zufrieden stellend. Platz 14 reichte gerade noch für den Klassenerhalt und das Pokalfinale taucht in den Statistiken leider nicht auf.
Mit dem Rekordmeister Cagliari als Tabellenletzten, Inter Torino, Cremona und Giulianova sind auch die vier Absteiger gefunden. Hätte Torino allerdings 11 Punkte mehr auf dem Konto, dann wäre man Tabellendritter. Überhaupt sind die Punktestände kurios. Während der Meister mit 70 Punkten eine der geringsten Punktzahlen überhaupt als Sieger aufweist und dabei dennoch 13 Punkte Vorsprung sein Eigen nennen darf, schafften es die Plätze zwei bis 14 auf 57 bis 46 Punkte und liegen damit gerade einmal 11 magere Pünktchen auseinander. Die Serie A glänzte durch Ausgeglichenheit, in der Montichiari so etwas wie der Nutznießer war, der zumindest eine Zeit lang, Siege (wenn auch knappe) in Serie zu produzieren wusste. Der Lohn ist der Titel und ein weiterer Eintrag in der Ruhmeshalle.
Was gibt es noch zu berichten? Ach ja, der Titel des Torschützenkönigs. Hier konnte ein Serie-A-Bekannter zum ersten mal den Titel gewinnen. Besonders an dem Erfolg Savino Pomponis ist sicher nicht, dass er Torschützenkönig wurde, denn allzu bekannt ist der Titelträger ohnehin schon. Nein, die Anzahl der Treffer ist für Serie-A-Verhältnisse hoch und bislang unerreicht. 36 mal netzte der Superstar des AC ein und lehrte den Gegnern mehr das Fürchten als je zuvor. Er tritt somit die legitime Nachfolge seines jüngeren Kollegen Carlo die Nechelo sowie die seines einstigen Club-Kameraden und heutigen Montichiari-Talent-Scouts Fernando Maiello an. Eines ist klar: Wenn der Montichiari-Titel als Witz bezeichnet wird, ist der Pomponi-Erfolg sicher die größte Leistung eines Serie-A-Torjägers seit Bestehen der Liga.
Kommen wir zu den erfolgreichsten Spielern. Gute Keeper haben in Salerno Tradition. Konnte Costas Kyriakou zweimal als bester Torhüter der Saison in die Hall of Fame eingehen, wird nun Mariano Sconza einer seiner Nachfolger. Der Salernitana-Keeper glänzte besonders bei seinen internationalen Einsätzen und ist mit einem Notendurchschnitt von 2,55 der beste Torhüter der abgelaufenen Saison. Man bedenke, dass alle Noten in die Berechnung eingehen, aber 20 Spiele in der Serie A beim derzeitigen Verein notwendig sind. Genau diese Voraussetzung macht auch Marius Gedgaudas aus Treviso einen Strich durch die Rechnung. Der Stürmer des AS hat hatte zwar den besten Notendurchschnitt (2,23) aller zuletzt in der Serie A beschäftigten Stürmer, bringt aber keine 20 Einsätze mit ein. Der Titel des besten Angreifers geht somit an Savino Pomponi (2,32). Pomponi holt diesen Titel nach dem in der Saison 19 bereits zum zweiten mal. Bester Mittelfeld-Akteuer ist Alfio Spinelli von AC 03 Genua/2,35, der beste Verteidiger kommt vom Meister aus Montichiari und heißt Jozef Kolarik (2,08). Kolarik beerbt damit den großen Apolonio Carrieri, der den Titel zuletzt zweimal gewinnen konnte.
Über den Pokal haben wir bereits gesprochen. Es gewann kein Außenseiter, sondern DER Favorit holte sich den Titel, und zwar den fünften. Und alle mit dem gleichen Manager, der nun insgesamt sieben Italien-Titel in seiner Bilanz stehen hat.
Bleiben unerfüllte Träume zum Beispiel in San Marino, wo man seit Jahren kein Geheimnis daraus macht, dass man den Cup am liebsten einmal gewinnen würde und diesem Ziel alles andere unterordnet.
Bleibt noch ein kurzes Wort zur CC- und EC-Ausbeute der italienischen Clubs. Alles in allem verlief die Saison normal, einige überstanden die erste und zweite Runde. Die Punkteausbeute war gut. Inter und Salernitana schafften gar das EC-Viertelfinale. Salernitana, dass sich den Luxus des geringen bis mittleren Einsatzes im Viertelfinale nicht erlaubte, sogar das Halbfinale. Man gewann auch das Hinspiel auswärts ehe alle Träume im Rückspiel zerstört wurden. Trotzdem: Riesen-Respekt. Vielleicht die größte Leistung aller italienischen Clubs in der abgelaufenen Saison, denn man bedenke, ist Salernitana zwar die stärkste Mannschaft in Italien, ist sie außerhalb derzeit auch nur ein winzig kleines Licht und hat dafür die Konkurrenten ganz schön aufgemischt. Danke!!!
Komme ich also zum Ende. Viel Spaß euch allen in Saison 23. Vielleicht sehen wir uns ja dann wieder.