Die Hauptstadt Sarajevo (von da komm ich her
)
Sarajevo (bosn./kroat. Sarajevo, serb. Сарајево/Sarajevo, türk. Saraybosna, dt. auch Sarajewo) ist die Hauptstadt und Regierungssitz Bosnien und Herzegowinas, der Bosniakisch-Kroatischen Föderation (Federacije Bosne i Hercegovine/FBiH) und des Kantons Sarajevo.
Die Stadt Sarajevo hat 297.512 Einwohner (2003), im Großraum Sarajevo, der den gesamten Kanton Sarajevo der Föderation sowie das zur Republika Srpska gehörende Istočno Sarajevo (Ost-Sarajevo, bis 2004 Srpsko Sarajevo/Serbisches Sarajevo) umfasst, leben fast 450.000 Menschen.
In Sarajevo befindet sich eine Universität und verschiedene andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen.
In Sarajevo finden jährlich verschiedene wichtige Kulturmanifestationen statt: das Filmfestival (SFF), das Jazz-Festival, "Bascarsijske noci", das Kulturfestival "MESS" und "Sarajevska Zima" (Sarajever Winter).
Direkt östlich von Sarajevo liegt der Ort Pale, der während des letzten Bürgerkrieges das Zentrum der bosnischen Serben war
Während des Krieges in Bosnien und Herzegowina war Sarajevo in einen von der Regierung Bosnien und Herzegowina kontrollierten bosniakisch-kroatischen und einen von der Republika Srpska kontrollierten serbischen Teil geteilt. Der von den Regierungstruppen kontrollierte Teil, zu dem unter anderem das Stadtzentrum und die Altstadt gehörten, wurde genau 1.425 Tage von der aus der ehemaligen Jugoslawischen Volksarmee hervorgegangenen Armee der Republika Srpska belagert und heftigst beschossen. Die Belagerung von Sarajevo begann am 5. April 1992 und ist die längste Belagerung in der Geschichte der Stadt. Der Stadtkern von Sarajevo war vollständig umzingelt, jeder Punkt in diesem Gebiet lag von den umliegenden Hügeln und Bergen aus in den Visieren der Todesschützen. Der Belagerung und den Kämpfen fielen 10.615 Menschen, unter ihnen 1.601 Kinder, auf beiden Seiten der geteilten Stadt zum Opfer. Durch Granaten, Minen oder Scharfschützen wurden rund 50.000 Menschen, teilweise schwer verletzt
GeographieSarajevo liegt im Zentrum des Landes. Der Fluss Miljacka fließt durch die Stadt und der Fluss Bosna entspringt in westlichen Teil der Stadt, in der Gemeinde Ilidža.
Das Stadtzentrum liegt 511 Meter über dem Meeresspiegel. Die Vororte reichen hinauf bis auf über 900 Meter. Die die Stadt umgebenden Berge sind bis zu 2000 Meter hoch
ReligionSarajevo ist Sitz eines Metropoliten der orthodoxen Kirche, eines Erzbischofs der römisch-katholischen Kirche und des Oberhaupts der bosnisch-herzegowinischen Muslime.
In Sarajevo gibt es eine Vielzahl verschiedener Religionen. In Sarajevo findet man Kirchen, Moscheen und Synagogen nicht weit von einander entfernt. Deswegen wird die Stadt gelegentlich auch Klein-Jerusalem genannt.
Wirtschaft und VerkehrDurch den Balkan-Krieg kam die Wirtschaft in Sarajevo zum Erliegen, doch langsam erholt sich der Markt in ganz Bosnien wieder.
Vor 1992 war Sarajevo das Handels- und Industriezentrum von Bosnien und Herzegowina, heute gibt es in der Stadt fast keine aktiven Industriekomplexe mehr. In Sarajevo befindet sich das Automobilwerk "Volkswagen" (Tvornica Automobila Sarajevo), in welchem VW-Fahrzeuge für den südosteuropäischen Markt produziert werden.
Seit 2003 hat Sarajevo auch einen eigenen Autobahnanschluss, der die Stadt mit den Vororten Ilijaš und Visoko verbindet (ein Ausbau bis Zenica und weiter nach Budapest ist in Planung).
Es gibt tägliche Bahnverbindungen nach Zagreb, Zenica, Budapest, Banja Luka, Doboj, Belgrad, Mostar und Ploče. Die Verbindung nach Budapest wurde im Frühjahr 2002 wieder aufgenommen.
Als öffentliche Verkehrsmittel existieren in der Stadt Straßenbahn, Trolleybus, Minibus und Autobus
FlughafenDer internationale Flughafen Međunarodni Aerodrom Sarajevo liegt im Vorort Ilidza. Er verfügt über eine 2.600 m lange [Start- und Landebahn] und wurde am 2. Juni 1969 eröffnet.
Es gibt 10 tägliche Verbindungen nach München, Kopenhagen, Ljubljana, Wien, Zagreb, Budapest, Frankfurt a.M., Istanbul und Belgrad.
Die Deutsche Lufthansa fliegt seit dem 30. März 1998 Sarajevo von München aus täglich an.
Der Flughafen während der Belagerung von Sarajevo:
Die Jugoslawische Volksarmee besetzte in der Nacht vom 4. zum 5. April 1992 den Flughafen Sarajevo. Im Juni 1992 wurde der Flughafen von der UNProFor übernommen. Der Flughafen wurde im Krieg 1992 - 1996 stark beschädigt. Am 16. August 1996 wurde er wieder für den Zivilverkehr geöffnet. 2001 wurde das neue Terminal eröffnet.
Vom Juni 1992 bis 1996 wurde der Flughafen nur von Militärflugzeugen genutzt. Humanitäre Hilfe für Sarajevo, ausländische Journalisten, Künstler, Politiker, Unterhändler, Diplomaten und Einwohner mit UN Presse- oder UNHCR-Ausweisen wurden transportiert. Der Flughafenbetrieb hing sehr stark von den politischen Zielen und militärischen Aktivitäten der Belagerer ab. In Wahrheit kontrollierten aber nicht die französischen Blauhelme, sondern die Belagerer den Flughafen. Vor der Fertigstellung des Sarajevo-Tunnels 1993 haben die Einwohner die belagerte Stadt nur über die Start- und Landebahn verlassen und erreichen können. Der Flughafen wurde durch Stacheldraht, Gräben und weiter Hindernisse der UNProFor gesichert. Die fliehenden Bewohner mussten nicht nur den Scharfschützen entkommen, sondern auch den weißen UN-Transport- und Patroillenfahrzeugen, die das Überqueren der Start- und Landebahn verhindern wollten. Die Zahl der Todesopfer und Verletzten auf der Start- und Landebahn wurde täglich im Radio bekanntgegeben. Mehrere Male während der Belagerung organisierte die UNProFor für Zivile einen Transport über die Start- und Landebahn
SehenswürdigkeitenSarajevo hat eine sehr schöne, orientalisch geprägte Altstadt (mehrere Moscheen, Baščaršija-Platz). Die Altstadt wurde nach dem Bürgerkrieg wiederaufgebaut
Bauwerke
Akademie der Bildenden Künste (ehemals Evangelische Kirche) - 19. Jahrhundert
Universitätsgebäude - 19. Jahrhundert
Despica Haus (traditionelles Haus - Museum - einer serbischen Familie)
Lateinerbrücke (ehemals Principbrücke)
Nationalbibliothek - 19. Jahrhundert
Nationalmuseum - 19. Jahrhundert
Gazi-Husrevbeg Moschee - 16. Jahrhundert
Kaisermoschee - 16. Jahrhundert
Stadtkathedrale - 19. Jahrhundert
Alte orthodoxe Kirche - 16. Jahrhundert
Stadtmarkthalle "Markale" - 19. Jahrhundert
Sebilj (türkischer Wasserbrunnen)
Skenderija Sportzentrum
Zetra (Stadthalle)
Das Bosmal City Centar wird mit 118 Metern das höchste Hochhaus des Balkans.
Belagerung von SarajevoDie Belagerung von Sarajevo (Bosnien-Herzegowina) im Balkankonflikt begann mit der Einnahme des internationalen Flughafens im Vorort Ilidza durch die Jugoslawische Volksarmee in der Nacht vom 4. auf den 5. April 1992 und endete am 29. Februar 1996. Sie ist mit 1.425 Tagen die längste Belagerung in der Geschichte. Auch die Luftbrücke zur Versorgung von Hunderttausenden eingeschlossenen Menschen wurde länger aufrecht erhalten als die Berliner Luftbrücke.
Während der Belagerung schlugen täglich durchschnittlich 329 Granaten in Sarajevo ein. Der traurige Rekord von 3.777 Granateneinschlägen wurde am 22. Juli 1993 verzeichnet. Der Beschuss richtete immensen Schaden an, insbesondere an zivilem und kulturellem Eigentum und Werten. Bosnisch-serbische Streitkräfte, die unter dem Oberbefehl von General Ratko Mladić standen, bombardierten nicht-serbische zivile Ziele in Sarajevo. Darunter auch das Haupthospital, Moscheen, Kirchen und viele weitere Ziele.
Am 5. April 1992 fanden mehrere Demonstrationen für den Frieden statt. Unbekannte schossen vom Dach des Holiday Inn-Hotels in die Menschenmengen und töteten Suada Dilberović. Sie ist das erste Opfer der Belagerung Sarajevos. Die Brücke, auf der sie getötet wurde, trägt inzwischen ihren Namen.
In den folgenden Monaten zogen Verbände der Jugoslawischen Volksarmee auf den Höhenzügen um die Stadt Artillerie und andere Waffen zusammen. Ungefähr 120 Artilleriegeschütze und 250 Panzer kamen auf den umliegenden Hügeln zum Einsatz.
Im April 1992 forderte die bosnische Regierung den Rückzug dieser Truppen. Die Regierung Milošević sagte den Rückzug der nicht-bosnischen Kämpfer zu, einer eher unbedeutenden Zahl. Die bosnisch-serbischen Einheiten der Jugoslawische Volksarmee wurden der Armee der Republika Srpska zugeschlagen, die ihre Unabhängigkeit von Bosnien nur wenige Tage nach der Unabhängigkeitserklärung Bosniens verkündet hatte.
Am 2. Mai 1992 wurde über die Stadt Sarajevo von den bosnisch-serbischen Einheiten eine offizielle Blockade verhängt. Die Hauptausfallstraßen in die Stadt wurden gesperrt und eine Versorgung der Stadt damit unterbunden. Die Wasser- und Elektrizitätsversorgung wurde gekappt. Die Bewaffnung und Zahl der serbischen Kämpfer rund um Sarajevo war den bosnischen Verteidigern der Stadt haushoch überlegen. Dennoch wurde statt einer sofortigen Einnahme der Stadt der Beschuss von den umliegenden Bergen aus fortgesetzt.
Das zweite Halbjahr 1992 und die erste Jahreshälfte 1993 bildeten den Höhepunkt der Belagerung von Sarajevo. Verschiedene Gräueltaten wurden verübt und es fanden heftige militärische Auseinandersetzungen statt. Unterdessen hatten einige serbische Einwohner der Stadt mit der offenen Unterstützung der Belagerer begonnen. Über 50% der Einwohner Sarajevos waren zu Kriegsbeginn Serben. Die wichtigsten Verteidigungsanlagen und Waffendepots der Stadt waren in serbischer Hand. In der Stadt trieben Heckenschützen ihr Unwesen. Etliche Stadtviertel wie Novo Sarajevo wurden nach serbischen Offensiven eingenommen.
Die Verteidiger des muslimisch-kroatischen Stadtteils waren den Belagerern in der Ausrüstung weit unterlegen. Überfälle auf die von Serben bewohnten Stadtteile und gehaltenen Kasernen minderten den Mangel an Waffen. Einige bosnische Kriminelle, die zu Beginn des Krieges Verteidigungseinheiten bildeten, schmuggelten Waffen durch die Frontlinien in die Stadt.
Zu dieser Zeit wurden viele Zivilgebäude angegriffen. Berichten zufolge waren im September 1993 35.000 Gebäude in ganz Sarajevo, also auf beiden Konfliktseiten, zerstört und nahezu alle restlichen mehr oder weniger beschädigt, darunter Krankenhäuser, Medien- und Nachrichtenzentren, Industrieanlagen, Regierungsgebäude, Kasernen und Stützpunkte der Vereinten Nationen. Zu den wichtigeren dieser Gebäude zählt der Präsidentensitz Bosnien-Herzegowinas und die Nationalbibliothek, die mit tausenden unersetzlicher Werke am 25. August 1992 niederbrannte.
Die Beschießung der Stadt kostete viele Menschenleben. Bei einzelnen Beschießungen wurden jeweils dutzende getötet und hunderte verletzt. In Erwiderung auf diese Beschießungen des muslimisch-kroatischen Teils setzten die UN den Serbischen Streitkräften unter Androhung von Luftangriffen ein Ultimatum, schwere Waffen bis zu einem gewissen Punkt zurückzuziehen. Die Serben gaben diesem Ultimatum kurz vor seinem Ende nach und von diesem Punkt an nahm der Beschuss der Stadt stark ab, was als der Anfang vom Ende gesehen werden kann.
Der 800 Meter lange Sarajevo-Tunnel wurde Mitte 1993 fertiggestellt und erlaubte nicht nur Verletzten, den muslimisch-kroatischen Stadtteil zu verlassen, sondern vor allem die Versorgung dieser mit Lebensmitteln, aber auch, unter Umgehung des internationalen Embargos, mit Waffen.
1995 richteten sich Internationale Streitkräfte gegen die Streitkräfte der bosnischen Serben. Serbische Kräfte überfielen einen von den UN überwachten Sammelplatz für Waffen, was die NATO zu Luftangriffen auf Serbische Munitionslager veranlasste. Im Fortgang der Kämpfe mussten die Serben Stück für Stück zurückweichen. Heizung, Strom und Wasserversorgung konnte in der gesamten Stadt wiederhergestellt werden. Im Oktober 1995 wurde ein Waffenstillstand erzielt und später im Jahr der Dayton-Vertrag unterzeichnet.
Auch wenn jetzt eine Periode der Stabilität und Normalität folgte, erklärte die bosnische Regierung erst am 29. Februar 1996 die Belagerung Sarajevos für offiziell beendet.
Während der Belagerung sind fast 11.000 Menschen (unter ihnen 1.601 Kinder) gestorben und 50.000 teilweise schwer verletzt worden. Die Einwohnerzahl sank durch die Aussiedlung des größten Teils der in Sarajevo vormals 180.000 lebenden Serben und trotz des Zuzugs überwiegend muslimischer Flüchtlinge aus bosnisch-kroatischen und bosnisch-serbischen Gebieten am Ende der Belagerung auf 250.000