Wie umgehen mit Gefühlen der Ohnmacht / hilflosigkeit

[Juffo]

Ich weiß, das ist gewiss nicht das richtige Forum hierfür. Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass so einige der Leute hier ernsthaft auch über "schwierige" Themen diskutieren können.

Wie geht ihr mit Gefühlen der Ohnmacht und der Hilflosigkeit um? Wenn scheinbar immer mehr aus den eigenen Händen entflieht, Dinge geschehen, die einen emotional belasten und man trotzdem so gut wie nichts tun kann? Wenn die Sorgen und Ängste einen auffressen, den Lebensmut zerstören? Wenn jedes Hochgefühl durch einige wenige Situationen dauerhaft zerstört wird? Wenn man am liebsten loslaufen würde, ohne Ziel, einfach immer nur weiter, laut schreien, alles hinter sich lassen und man trotzdem weiß, dass es einen bei jedem Schritt verfolgen wird?

Gab es schon konkrete Situationen, die ihr hier offenbaren würdet (ich verlange viel)? Welche Ratschläge könnt ihr erteilen?


So help me disappear
Or to believe in a change
No way out of here
That I can see
Or the nightmares that burn
Into my head at night
Make them disappear
So I can breathe

[Don Hupe]

Im Grunde hast du einen Ansatz schon genannt, ich bin in solchen Situationen einfach losgelaufen, einfach raus, weil ich es zuhause nicht mehr ausgehalten habe und Angst davor hatte, dass der Schmerz mich innerlich zerfrisst. Also Sportklamotten und Laufschuhe an (obwohl ich vorher nie etwas mit Joggen am Hut hatte, hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis, mich zu bewegen) und los ging es. Während des Laufens konnte ich zumindest für einige Zeit abschalten und der Schmerz kehrte erst zurück, als ich wieder einigermaßen bei Puste war.

Eine andere Möglichkeit ist die Verarbeitung solcher Situationen durch Gedichte oder Songtexte, das mache ich manchmal auch, aber veröffentlichen würde ich die nie. Ist halt einfach nur für mich, manchmal schau ich dann später nochmal drauf, um mich daran zu erinnern, wie ich mich damals gefühlt habe.

[Juffo]

Ja, Songtexte und Gedichte sind auch bei mir ein altes Thema. Schon unzählige davon. Aber es gibt Situationen, dad drücken sie es einfach nicht richtig aus. Zumal man sowieso weiß, dass sie an der Situation nichts ändern könnten.

Ich mache es momentan jedenfalls immer auf eine unkluge Art und Weise und verziehe mich in das Reich des Zockens. Verdrängen, immer schön verdrängen. Es hilft, jedenfalls in der Zeit, wo ich damit beschäftigt bin. Im Nachhinein bereut man es meistens und doch ändert man nichts daran.

Am schlimmsten sind für mich Situationen, da denkt man, da ist alles in bester Ordnung. Man hat ein Hochgefühl. Dann plötzlich eine Nachricht und der Boden bricht unter dem Füßen weg. Nicht nur aufgrund des Zwischenfalls, plötzlich kommen auch alle anderen dinge zum Vorschein, die einen belasteten, die man aber immer so toll verdrängen konnte.

Die Psyche des Menschen treibt echt makabere Spielchen mit einem.

Edit: Ich versuche auch mit passender Musik, die Gefühle zu verarbeiten. Das hängt jedoch vom Einzelfall ab. Manchmal hilft es, man fühlt sich verstanden, man sieht Hoffnung oder einfach eine gewisse Befriedigung. Manchmal verstärkt sie aber auch nur den emotionalen Tiefflug.

[Don Hupe]

Die Macht seiner Gedanken kann man aber auch positiv beeinflussen. Stichwort Motivationstrainer. Mann kann dazu stehen wie man will, aber der Ansatz, dass einem positive Dinge widerfahren, wenn man nur entsprechend positiv denkt, ist durchaus reizvoll. Mir hat das in einigen Situationen sehr geholfen, ich habe mir konkrete Situationen vorgestellt, die ich unbedingt erreichen wollte und habe negative Gefühle oder Ängst gar nicht zugelassen, sondern sie in positive Gedanken und Gefühle umgewandelt. Und einige der Situationen, die ich mir gedanklich ausgemalt hatte, sind dann auch tatsächlich so eingetreten.

Buchtipp dazu: Beweg deinen Arsch => Grundsätzlich keine neuen Erkenntnisse, aber hier und da trotzdem hilfreich.

[Juffo]

Ja, das will ich nicht bestreiten. Es geht jedoch auch um Situationen, die schon eingetreten sind, die auf die Psyche schlagen. Hier besteht die Angst eher darin, dass diese Ereignisse einen derart belasten, dass man wieder völlig in einem Loch verschwindet. Und mal ehrlich, wenn einem immer wieder Schicksalsschläge ereilen, dann fällt das mit dem positiv Denken doch etwas schwerer. Vor allem, wenn man durch gewisse psychische Krankheiten vorbelastet ist.

[Don Hupe]

Das mag sein, aber ich wollte auch nur ein paar Ansätze nennen, für alles andere sollte dann professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden...

[Desmoveläînen]

Profesionelle Hilfe sollte da wirklich in Anspruch genommen werden. Gerade wenn man schon vorbelastet ist!
Ich war immer sehr skeptisch diesen Dingen gegenüber. Doch seit meinen Erfahrung aus/in meinem Job, erachte ich das als eine wichtige Komponente.
Diese Leute können dir auch nicht wirklich helfen, sondern auch sie geben immer und immer wieder neue Ansätze damit umzugehen.
Sicherlich gebrauch dies auch eine Weile, eine Weile, wo man zu dieser Person Vertrauen schöpft. Nur wenn dies auch vorhanden ist, kann einem geholfen werden.

Ich persönlich versuche solche Dinge (sie passieren mir Gott sei Dank nicht sehr häufig), dann mit der Musik zu verarbeiten. Ich schalte dann meistens meinen Rechner aus und ziehe mich 1 Tag komplett zurück und höre nur Musik.
Nach diesem Tag geht es mir zwar meist noch viel Beschissener, aber dann bin ich irgendwie "freier" und kann dann auch mit meinem besten Kumpel darüber reden. Er hört mir eigentlich nur zu, dass reicht schonmal.

Wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich bisher immer einen Weg gefunden habe. Es gab nur einmal eine Situation, wo ich dachte, der Weg endet hier, du solltest umkehren. Doch irgendwie und das denke ich war Zufall, gab es einen neuen Weg.
Der hat mich heute, zurückblickend, dahin gebracht, dass ich auch etwas fester und stabiler mit Rückschlägen umgehen kann. Eines ist jedoch wichtig, einen Vertrauten um mich brauche ich und wenn der nicht da wäre, würde die Welt scheinbar auch anders aussehen.

[mibiosi]

Nur zu dem Satz:

Wie geht ihr mit Gefühlen der Ohnmacht und der Hilflosigkeit um?

Akzeptieren.
Man muss Dinge die man nicht ändern kann akzeptieren ohne sich dabei zu verlieren, denn sich selbst bzw. Dinge über die man Macht hat kann man verändern.
Persönlich hilft mir auch häufig der Sport ,das Besinnen auf meine Situation , also nüchterne Betrachtung und das nicht so wichtig nehmen.

Gruß MiBiosi

[Juffo]

Huch!?