Autor Thema: The Footstars - Englands best sportnews  (Gelesen 1527 mal)

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The Footstars - Englands best sportnews
« am: 03. März 2021, 11:23:23 »
Coming soon..

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Re: The Footstars - Englands best sportnews
« Antwort #1 am: 13. März 2021, 19:46:21 »
Ein Land, eine Tradition. Kaum etwas verbindet man heutzutage so sehr mit England als das Spiel mit einem Ball. Früher oftmals aus Leder, kickt man heutzutage eher gegen ein rundes Ding aus Kunststoff. 22 Spieler, 90 Minuten, 1 Ball und 2 Tore. Dieser Mix ergibt für viele den schönsten Sport der Welt.
Was bereits vor ein paar Jahrhunderten als harmloses Spiel begann, eroberte spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts erst Europa und dann die ganze Welt. Offiziell nahm die Football Association im Jahr 1863 ihre Arbeit auf. Und das große Spiel konnte endlich anfangen. Der älteste Fußballverband der Welt wird immer eine große Rolle spielen; sowohl national, als auch international. Oder? Zumindest international stehen derzeit schwere Zeiten bevor. Aktuell gehört man nichtmal mehr zu den Top Ten in Europa. Nur ein Ausrutscher oder ein Trend, der auch in Zukunft anhält? Nur eine von vielen Fragen, die wir zukünftig mit den unterschiedlichsten Managern des Landes beantworten wollen.

Der sich langsam anbahnende Frühling bringt nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt zurück, sondern auch den Start einer neuen Interviewreihe, die hier hin und wieder veröffentlicht wird.


Scott
Hallo und ein herzliches Willkommen zur ersten Ausgabe unserer neuen Interviewreihe "We are England - Wer sind die Gesichter hinter den Vereinen"! Hier wollen wir Ihnen im Laufe der Zeit die Manager vorstellen, die die Geschicke bei den großen, aber auch den mittleren und kleinen Klubs auf der Insel vorstellen. Wer führt seinen Verein regelmäßig zum großen Wurf? Wer kann immer wieder für Überraschungen sorgen? Und wer baut sich in den unteren Ligen ein Team auf, dass sich langfristig auch in der Premier League behaupten kann? Kaum ein Land.. Oder besser gesagt: Kein Land kann im Fußball auf eine so lange und historische Geschichte zurückschauen. Wir befinden uns ja nicht umsonst im Mutterland des Fußballs!
Umso glücklicher bin ich nun als aufstrebender Journalist, dass ich heute eine so vielversprechende und langfristig ausgelegte Interviewreihe starten darf. Eine Reise, auf die ich Sie mitnehmen möchte, um auch mal einen Blick hinter die Kulissen und Fassaden des eisernen Wettbewerbs zu erlangen. Ich möchte nicht nur auf die typischen Phrasen blicken, welche einem nach jedem Spiel zu Hauf dargeboten werden. Ich möchte mit den Leuten direkt in Kontakt treten und eben auch abseits des Spielfeldrands und der Kabinengänge mit den Personen in Kontakt treten, die für Erfolg (in seltenen Fällen auch Misserfolg) stehen und teilweise schon über Jahre bei einem Verein in England aktiv sind. Mir geht es kurz gesagt um die Gesichter der Fußballnation!
Noch kurz ein paar Worte zu mir: Mein Name ist Scott Devenshaw, Mitzwanziger auf dem Sprung zur 30, und erst seit kurzem als Journalist für die "Footstars" tätig. Fußball ist für mich, wie wohl für viele von Ihnen, mehr als nur ein kleines unbedeutsames Hobby. Fußball ist für mich eine Leidenschaft, die immer wieder aufs Neue entfacht wird. Von daher ist es für mich nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine riesige Freude, dass ich mich mit den Größen des englischen Fußballs auch mal in entspannterer Atmosphäre unterhalten darf!

Mein erster Interviewpartner und zugleich auch Gast in den neuen Räumlichkeiten ist bereits seit Saison 39 in England aktiv. Auch wenn er kein Manager erster Stunde ist und noch keinen großen Titel gewinnen konnte, zählt er mittlerweile quasi zum Inventar der Premier League. Zu Beginn der Amtszeit noch in Liga 3 gestartet, konnte er seinen Verein Northwich Albion FC nach der Zweitligameisterschaft und der mittlerweile neunten Erstligasaison in Folge in der ersten Liga etablieren. Ich begrüße Real_Cyrus, aktueller Ländermoderator und damit wohl „mächtigster“ Mann im Lande, als meinen ersten Gast!

Bevor wir anfangen, könnten Sie sich für unsere Leser eventuell selbst nochmal kurz vorstellen?
Haben Sie vielleicht auch schon einen Getränkewunsch? Tee? Kaffee? Whisky oder einen guten Bourbon?


Stefan / Real_Cyrus
Vielen Dank für die Einladung Scott! Es ist schön, hier bei der Footstars zu Gast zu sein! Bzgl. des Getränkewunsches halte ich für gewöhnlich mit gutem englischen Ale oder Bitter, nur zu gemütlicheren Anlässen wird dann der Whiskyschrank aufgemacht - aber hier in Ihren Räumlichkeiten würde ich mich doch tatsächlich für einen guten Scotch aus den Highlands entscheiden, pur natürlich, ohne Eis, ohne Wasser.
Aber ich schweife ab! Kurz zu meiner Person: Man nennt mich Real Cyrus, an anderer Stelle rufen mich die Leute auch Stefan, aber dies stelle ich seit Langem jedem frei. Ich bin in den besten 30ern (37) angekommen und freue mich auf das Interview!


Scott
Ich seh‘ schon, wir haben hier einen echten Genießer eingeladen! Sehr schön. Penny, meine reizende Assistentin, wird uns gleich etwas zubereiten.
Penny?


Einen kurzen Moment später öffnet sich die Tür und eine junge Frau betritt den Raum.

Bring unserem Gast doch bitte einen Glenmorangie Spios, pur. Und für mich einen Mackmyra Körsbärsrök, ebenfalls pur. Danke!

Mit einem kurzen Nicken und einem leichten, charmanten Lächeln verlässt die Dame wieder den Raum.

Ok, Stefan. Wir können in der Zwischenzeit ja schon mal mit den ersten Fragen beginnen.
Auch wenn es natürlich immer noch einige Manager gibt, die ihrem Verein über mehrere Saisons, ja sogar über viele Jahre, die Treue halten, ist das nicht für jeden üblich. Vielleicht kannst du uns mal beschreiben, was für dich in Northwich so fesselnd ist? Ich mein, du gehst immerhin bald in deine 15. Saison.


Stefan / Real_Cyrus
Danke Scott! In der Tat ist es schon eine verdammt lange Zeit in Northwich, und ich möchte hinzufügen, dass diese Zeit noch lange nicht vorbei ist.
Tatsächlich war der Beginn meiner Zeit in Northwich geprägt von dem rein Äußerlichen, nämlich dem Namen. Ich stand am beginn meiner Managerkarriere und suchte eine Herausforderung, bei welcher ich ganz von vorne anfangen konnte. Und der Scan der freien Drittligisten in England brachte mich dann auf Northwich - einer kleinen Stadt in Nord-West England. Hier konnte ich wirklich beginnen etwas aufzubauen. Kader, Amateure, Jugendarbeit, das 9.000 Mann-Stadion usw. - Du weißt wovon ich spreche Scott.
Die Menschen in Northwich und der Verein haben hier von Anfang an richtig klasse mitgemacht und mich auf dem Weg unterstützt. Und nun schau Dich um! Wir sind gemeinsam in die Premier League eingezogen, das Stadion fasst mittlerweile über 150.000 Leute und so sind wir ein Magnet für Fussball in der gesamten Region Cheshire und Chester West geworden.
Und wie gesagt - wir sind hier noch lange nicht fertig mit der Arbeit!


Scott
Ich bin erstaunt und erfreut zugleich, dass du schon in den ersten Momenten des Gespräches diesen Enthusiasmus verbreitest. Nach all der Zeit ist das längst nicht mehr bei allen so!
Aber du hast Recht. Seitdem du deine Zelte im Nordwesten Englands aufgeschlagen hast, ist viel passiert. Northwich hat sich gewandelt. Das Image der grauen Maus ist längst verschwunden. Man hat schon das Gefühl, dass dadurch nicht nur der Verein, sondern auch die Stadt und die nähere Umgebung profitiert haben. Wie hast du diese Entwicklung im Laufe der Zeit wahrgenommen?


Stefan / Real_Cyrus
Ach na ja, Du musst Dich doch bloß einmal in der Stadt umsehen und umhören. Erst am Dienstag waren wieder alle Pubs brechend voll, weil die Leute sich unser Gastspiel in Liverpool gemeinsam ansehen wollten. Der Verein ist identitätsstiftend, insbesondere in so einer kleinen Stadt wie Northwich ist der Fußball und der Verein etwas, was die Leute verbindet.
Als es hier vor langer Zeit losging mit dem Aufbau waren die Leute gleich recht euphorisch mit dabei. Glücklicherweise muss man sagen, dass Northwich die negative Erfahrung des Hoch und Runters durch kommende und gehende Manager bisher erspart blieb - bis auf einen Ausflug in die Championship war man eine, Du sagtest es bereits, graue Maus in Liga 3D. Und so reichte tatsächlich das Versprechen aus, hier an etwas Langfristigem zu arbeiten, um die Leute vor Ort mitzunehmen auf den gemeinsamen Weg. Und dann hatte man natürlich auch das Glück, im FA Cup während des Aufbaus auch das ein oder andere Mal Oberhausluft zu schnuppern. Unvergessen unser Sieg im Elfmeterschießen gegen Young Everton, damals noch aus der Premier League - die Leute waren noch tagelang euphorisch.
Und so wünsche ich mir natürlich auch die weitere Entwicklung - bodenständig und immer die Leute vor Ort und aus der Region begeistern.


Scott
Man hört ja auch außerhalb Northwich’s immer wieder davon, wie zufrieden die Leute dort seien und wie sehr die geleistete Arbeit, trotz der fehlenden Titel, sehr wertgeschätzt wird. Die Leute haben bisher wohl nicht vergessen, wo der Verein herkommt.

Ein leichtes Klopfen unterbricht das Gespräch. Penny schreitet herein, in der linken Hand ein Tablett mit 2 Gläsern und einer kleinen Schüssel darauf.

Ah, die Drinks. Vielen Dank! Die hatte ich in der Zwischenzeit fast wieder vergessen. Und sogar eine Kleinigkeit zum Knabbern; Salzstangen und Erdnüsse, wenn ich das auf den ersten Blick richtig sehe. Wunderbar!

Leicht nickend und mit einem kurzen Lächeln stellt sie die Schüssel in die Mitte des kleinen, runden Tisches. Der Glenmorangie für Stefan, der Mackmyra für Scott. Alles an seinem Platz und Penny geht wieder Richtung Tür.

So, wo waren wir stehengeblieben? Achja, die Menschen in Northwich, besonders die Fans des Vereins, schätzen die bisherigen Leistungen sehr. Du hattest ja schon erwähnt, dass das Stadion mittlerweile weit über 150.000 Zuschauern Platz bietet. Nachdem anfangs in Liga 1 noch zweistellige Platzierungen erreicht wurden, gab es ja die letzten 4 Saisons nacheinander einen einstelligen Tabellenplatz und damit die Qualifikation für das internationale Geschäft.  Merkt man da langsam, dass auch der Anspruch im und um den Verein größer wird? Hofft man insgeheim vielleicht auch schon auf Titel, wenn mal alles perfekt laufen sollte? Immerhin ist ja zumindest im Pokal alles möglich und beispielsweise der Triumph von Ligakonkurrent Burnley aus der vorletzten Saison zeigt, dass auch Teams abseits der Top 3 den Titel holen können. Wie steht man in Northwich zu diesem Thema?

Stefan / Real_Cyrus
Einen Augenblick lässt Stefan die Frage sinken... Nur um sich dann erst einmal nach vorne zu beugen und sein Glas zu nehmen. Ein leichtes Schwenken des Glases, das Riechen des Duftes, dann ein kleiner Schluck. Einen Augenblick lässt Stefan den Whisky sich entfalten. Anerkennend nickt man anschließend in Richtung Scott - Wirklich gut! Den Whisky in der Hand behaltend, antwortet Stefan leicht nachdenklich:

Nun ja Scott, bei allem Gerede über Bodenständigkeit usw. kannst Du das Aufbauen von Ansprüchen, oder vielleicht eher geheimen Wünschen, gar nicht vermeiden. Ich meine, es kommen Top-Teams aus Europa nach Northwich und dann versuchst Du auf dem Boden zu bleiben? Das ist, denke ich, illusorisch. Dennoch haben wir, und hier sprechen der Vorstand und das Management eine gemeinsame Sprache, immer wieder klar gemacht, dass es noch ein langer Weg ist bis wir auch nur über Spitzenpositionen nachdenken können. Hierfür muss der Kader weiter ausgebaut werden. Wir nehmen natürlich mit was kommt und auch die Fans sind froh, dass wir im Pokal oftmals bis in die letzten Runden vorgestoßen sind. Und natürlich hoffen wir immer insgeheim, dort auch mal einen TOP-Favoriten ärgern zu können, aber letzten Endes versuchen wir auf dem Boden zu bleiben.
Ich sehe perspektivisch den nächsten Schritt in etwa 5-10 Saisons.


Scott

Ein kurzes Klicken und die Tür zum Interviewraum ist wieder geschlossen. Auch Scott nimmt nun sein Glas in die Hand. Erstmal riechen und den Duft wirken lassen.

Also wird es bei euch keine überstürzten „Einkäufe für den schnellen Erfolg“ geben? Ich mein, das ist ja heutzutage nicht selten geworden. Große Spieler und große Namen, quasi alles auf eine Karte und im schlimmsten Fall ein paar Saisons später aus finanziellen Gründen den Abstieg in Kauf nehmen.

Ein, zwei kleine Schlucke. Diese rauchig-aromatische Note, wunderbar!

Stefan / Real_Cyrus
Absolut nicht Scott! Ich meine, wenn wir ehrlich sind, wirkten manche Käufe in letzter Zeit sicherlich etwas gewagt, insbesondere bei den geflossenen Summen, aber tatsächlich galten diese Käufe bisher hauptsächlich der Stabilisierung. Du weißt, die Premier League ist eine der härtesten Ligen Europas. Um sich hier auch nur zu halten, muss der Kader halbwegs leistungsfähig sein.
Die Finanzen würden auch gar keine große Einkaufstour zulassen. Nein, ganz klar: Wir setzen hier weiter auf das Heranführen von Talenten, dem weitere Ausbau des Stadions und dann irgendwann wird es auch weiter langsam vorangehen mit der Mannschaftsstärke.

Also wirklich Scott, das sind gute Tropfen, die sie hier bei der Footstars so für die Interviews vorrätig haben.


Scott
Wie pflege ich zu sagen? Für unsere Gäste natürlich nur das Beste. Aber freut mich, dass es deinen Geschmack trifft!

Du beziehst dich hier auf die Transfers von Utley und Robby Charlton, richtig? Durch letzteren habt ihr ja neulich erst euren bisherigen Transferrekord um 15 Millionen überboten. Gewagt fand ich den Transfer allerdings nicht, wenn ich ehrlich bin. Bei den heutigen Preisen.. Da habt ihr auf jeden Fall keinen schlechten Deal gemacht! Bisher ein guter Mix aus Spielern der eigenen Nachwuchsabteilung und externen Neuzugängen.
Du sprachst gerade einen Zeitraum von 5-10 Saisons für den nächsten Schritt an. Mit dir an der Seitenlinie?


Stefan / Real_Cyrus

Mit einem Nicken nach Scott's einleitenden Worten bzgl. der Getränkequalität nimmt Stefan einen weiteren Schluck seines Whiskys.

Absolut! Wenn ich die Perspektiven für Northwich durchspiele, dann sehe ich das ganz klar in Union mit meiner Person - wir wollen hier noch viel erreichen. Wobei ich ganz klar betonen möchte, dass ich meine Person hier keinesfalls wichtig nehme, das klappt alles nur gemeinsam! Und korrekt, diese Transfers bedeuten eine Stabilisierung des Kaders. Du weißt ja selbst, dass es ein Spagat ist, alle Spieler bei Laune zu halten und die Nachwuchstalente einzusetzen, um die richtigen Impulse zu setzen. Bill und Robby sind gute Jungs, die sich durch die bodenständige Zeit bei Coventry gut bei uns einfügen.

Scott
Das werden die Fans von Northwich wohl gerne hören. Und nicht nur die natürlich. Aber bisher scheinst du diesen Spagat ja hinzubekommen. Die Spieler treten in den Spielen schon sehr geschlossen auf. Wie eine Einheit. Das spiegelt sich bisher auch in der Tabellensituation wieder. Rein von der Stärke her seid ihr ja aktuell „nur“ auf Platz 8. Dem gegenüber steht in der Premier League aber ein sehr souveräner 5. Platz mit einem Polster von 7 Punkten auf Platz 6. War das vor der Saison so geplant oder kam der sehr beachtliche Saisonstart eher überraschend?

Stefan / Real_Cyrus
Man mag ja von psychologischen Gedankengängen halten, was man möchte, aber tatsächlich glaube ich, dass uns dieser Saison die Spielansetzungen etwas in die Saison geholfen haben. Schau mal Scott, in den letzten Spielzeiten gab es zum Auftakt oftmals die Spiele gegen die Großen aus London, die Wolves oder andere starke Mannschaften, während die vermeintlich, und ich meine das nicht abwertend, machbaren Mannschaften erst später kamen. Im Ergebnis stehst Du dann nach einigen Spieltagen erst einmal unten drin, bleibst aber gelassen. Parallel hast Du aber schon mit den Pokalbegegnungen und den intensiven Spielen in Europa zu tun. Am Ende blieb dann die Besinnung auf die Liga oftmals erst in der zweiten Saisonhälfte möglich und dort wurde dann Alarm gemacht und aufgeschlossen. Die Saison jedoch gab es einige gute Spiele zum Auftakt - dazu kamen dann auch vielleicht Dreier, wo man eigentlich mit einem Unentschieden gerechnet hat. Na und so kommt eben eins zum Anderen. Machen wir uns nichts vor: Wir alle genießen diesen Augenblick und wollen das Momentum sicherlich nutzen, aber es komme auch Spiele, die uns ganz klar die Grenzen aufzeigen werden.

Scott
Das gewisse Quäntchen Glück gehört natürlich auch immer dazu. Und trotzdem muss man sich das ja auch immer erst erarbeiten. Von nichts kommt nichts. Aber du scheinst ja noch einen sehr nüchternen Blick darauf zu haben.
Gib uns doch mal einen kleinen Ausblick, wo du dich persönlich und den Verein in 10 Saisons siehst? Steht da dann beispielweise das fertige Stadion und Northwich ist als doppelter Doublesieger an der Spitze Englands angekommen?


Stefan / Real_Cyrus

Und wieder schmunzelt Stefan leicht und gönnt sich einen Schluck des Glenmorangie, bevor er antwortet.
 
Diese Frage ist natürlich schwer zu beantworten, weil sie auch gleich Erwartungen weckt. Aber die sind vermutlich sowieso schon da, was?
Ich sage es mal so: In 10 Saisons sollte das Stadion tatsächlich fertig ausgebaut sein, damit wir an diese Baustelle einen Haken machen können. Das freiwerdende Geld kann sicherlich an anderer Stelle sinnvoll investiert werden.
Weißt Du Scott, meine persönliche Leidenschaft ist es ja auch England in Europa zu vertreten. In 10 Saisons sehe ich Northwich also als einen Verein, der bei guter Situation entscheidend in die Meisterschaft eingreifen kann und in Europa in Runde 2 nicht auf ein gutes Los hoffen muss, um weiter zu kommen - Wir wollen die Dinge selbst in der Hand haben. Hierfür müssen sicherlich noch einige Stellschrauben gedreht werden, insgesamt sehe ich uns aber auf einem guten Weg!


Scott

Um die Stimme wieder etwas zu ölen, nimmt Scott auch noch etwas von seinem Drink. Wieder 1-2 kräftige Züge, dazu ein paar Knabbereien aus der Schüssel. Aber auch ein leichtes Grinsen huscht über das Gesicht.

Erwartungen sind immer da, wenn ein Manager einerseits so lange bei einem Verein ist und es andererseits in dieser Zeit auch immer Stück für Stück nach oben geht. Dagegen kann man sich nicht wehren. Aber ich werte deine Aussage einfach mal dahingehend, dass du noch nicht fertig bist und auch zukünftig noch Ziele vor dir hast, die du in und für England erreichen willst!
Da du es auch gerad selber angesprochen hast. Das internationale Abschneiden der englischen Teams lies zuletzt durchaus zu wünschen übrig. Zuletzt konnten eigentlich nur die absoluten Topteams überzeugen und einige Punkte für die 5-Jahreswertung einfahren. Die Mannschaften dahinter waren meist bereits zum Ende der Hinrunde bereits ausgeschieden, so auch diese Saison wieder. Die Hinrunde ist noch nicht vorbei und lediglich 2 Teams sind noch in beiden Wettbewerben dabei. London im CC und Chelsea im EC.
Die magere Ausbeute sorgte bereits für das Ausscheiden aus den Top 10-Ligen und den tiefen Fall auf Platz 14. Sollte sich der Trend fortsetzen, droht sogar der Verlust weiterer Plätze. Wie siehst du die aktuelle Situation? Hat das Niveau der englischen Vereine oder sogar der Liga nachgelassen? Oder legen die Manager den Fokus zu sehr auf die nationalen Wettbewerbe? Was müsste aus deiner Sicht passieren, um die Situation zukünftig wieder zu verbessern?


Stefan / Real_Cyrus

Auch Stefan langt nun einmal in die Schüssel mit den Knabbereien und lässt den Blick für ein paar Momente aus dem Fenster schweifen.

Ach weißt Du Scott, das Thema Europa ist leider sehr sehr vielschichtig und gar nicht einfach zu betrachten. Und ich vermute, manch anderer Manager, der diese Zeilen hier liest, wird sich sagen, dass der Typ aus Northwich da doch einfach gar keine Ahnung hat - und bestimmten Punkten hat er damit sicherlich auch Recht.
Diese Saison haben wir in den ersten Runden tatsächlich etwas Lospech gehabt und gleich ziemliche Brocken zugelost bekommen. Das ist dann einerseits so... andererseits darf das für uns als englische Vereine keine Ausrede sein. Der Anspruch sollte schließlich ein ganz anderer sein. Aber von vorn: Wenn Du Dir die Ligen in Europa anschaust, dann ist England eines der Länder mit einer sehr hohen Leistungsdichte, vergleichbar mit Frankreich oder Deutschland. Dies führt nun mal zwangsweise dazu, dass die Liga auch ständig enge Spiele bereithält, bei denen Du mit Deiner Mannschaft auf den Punkt da sein musst. Diese Doppel- bis Dreifachbelastung ist schon enorm. Gleichzeitig ist aber aufgrund der immensen Gehaltskosten kein breiter Kader vorhanden. Wenn Du nun mal nach, na sagen wir mal, Nordmazedonien schaust, da kannst Du als Manager eines TOP-Teams gut die Hälfte aller Liga-Spiele völlig entspannt angehen und Dich eher auf Europa konzentrieren.
Auf der anderen Seite, und das lässt sich leider ab und an beobachten, werden Spiele mitunter einfach abgeschenkt, weil der Gegner vermeintlich stärker ist. Das ist teilweise unnötig. Du kennst mich Scott, ich bin nun niemand, der sich da mit toller Leistung brüsten möchte, aber Northwich konnte in den letzten Euro-Spielzeiten schon 3x deutlich stärkere Gegner bezwingen. Und wieso sollte das nicht auch anderen Vereinen gelingen? Da wünsche ich mir einfach manchmal etwas mehr Biss.
Ansonsten müssen wir uns die nächsten Saisons etwas konsolidieren. Viel wird gerade in England umgebrochen. Wir werden da jetzt, das vermute ich, noch ein paar Spielzeiten außerhalb der Top 10 Länder in Europa verbringen. Aber es kommen auch wieder sonnigere Tage, da bin ich mir sicher!


Scott
Eine sehr ehrliche Antwort. Ich stimme absolut zu, dass die Leistungsdichte in England definitiv höher ist als in anderen Ländern, die in der 5-Jahreswertung vor England stehen. Solche Faktoren wie Lospech oder auch das Spielglück gehören natürlich auch immer dazu. Das trifft einen mal mehr, mal weniger. Aber der aktuelle Trend zeigt auf der Insel eher nach unten, was auch für die Zukunft entsprechende Folgen haben wird. Zur nächsten Saison gibt es so zum Beispiel bereits einen Startplatz weniger im CC. Und wie du schon angesprochen hast, einer der Gründe dafür dürfte die fehlende Bereitschaft sein, auch international mal über die Grenzen hinaus zu gehen. Das trifft natürlich nicht auf alle zu, aber zu beobachten ist es schon. Wem traust du Stand heute zu, bei der Kehrtwende und einem zukünftigen Aufwärtstrend eine tragende Rolle einzunehmen? Nur den üblichen Verdächtigen wie Chelsea, London und Wolverhampton oder auch einem Verein, den man aktuell international nicht auf dem Zettel hat?

Stefan / Real_Cyrus
Der Druck auf die etablierten Vereine ganz oben ist natürlich immer enorm. Ich vermute einmal, bei Chelsea wird es kurzfristig einen Umbruch im Kader geben, was zu etwas mehr Zurückhaltung führen könnte. Bei anderen Spitzenreitern hängt es sicherlich an der Motivation der Manager - wir wissen selbst wie schnell es mit einem Verein bergab gehen kann, wenn der Manager geht und danach nur noch einen Kommen und Gehen herrscht. Das ist sehr traurig.
Nein, Nein - Ich denke hier müssen mittelfristig die Vereine ran, die bisher im Windschatten der Favoriten segeln, damit einfach das große Feld etwas breiter aufgestellt und stärker in die europäischen Wettbewerbe starten kann. Hierfür wird aber auf jeden Fall eine entsprechende Kaderentwicklung vonnöten sein. Mit einer Stärke von rund 1050 ist oftmals spätestens in Runde 2 oder 3 Schluss, da uns allen hier der entsprechende EU-Koeffizient fehlt. Aber da müssen wir ran.
Vielleicht gelingt es uns auch, England für weitere Manager attraktiv zu halten und die Attraktivität zu steigern. Eine hohe Motivation und gegenseitiges Anpeitschen haben hier oft geholfen.


Scott
Wird das auch Auswirkungen auf die Machtverhältnisse innerhalb Englands haben? Ich mein, ein Umbruch bei Chelsea würde ja schon einen der absoluten Topvereine und ständigen Titelfavoriten treffen.
Was würdest du dir zukünftig wünschen, wenn es um die internationalen Ergebnisse geht?


Stefan / Real_Cyrus
Ich denke, es wird immer 3, ggf. auch 4 TOP-Vereine geben, die als Favoriten in die Meisterschaft gehen, da wird dann sicherlich auch mal einer nachrücken. Um die Spannung für die Fans ist mir also nicht Angst und Bange.
Aber für das internationale Geschäft wünsche ich mir natürlich einfach, dass England deutlicher und länger in den Wettbewerben präsent bleibt, um eben auch zu zeigen, dass wir uns hier im Mutterland des Fussballs nicht verstecken müssen.


Scott

Noch ein kräftiger Schluck aus dem Whiskeyglas. Nur noch ein kleiner Rest verbleibt, aber das Aroma konnte sich in der Zwischenzeit vollends entfalten.

Nachdem wir nun schon ausgiebig über das Berufliche und den Fußball im Allgemeinen gesprochen haben, noch ein kurzer Blick in den privaten Bereich. Wie gestaltet sich denn dein Leben abseits des Platzes? Bleibt da überhaupt noch viel Zeit für das Privatleben oder nimmt der Trainerposten alles andere ein?

Stefan / Real_Cyrus

Stefan lacht und richtet sich etwas in seinem Sitz auf.

Ach na ja, Fußball ist Leben, wie wir Verrückten ja immer wieder sagen. Insofern kann man da sicherlich gar nicht mehr wirklich zwischen Verein und Privatleben trennen, bzw. möchte das auch gar nicht mehr. Meine Frau und meine zwei Kinder sind regelmäßig bei den Spielen dabei - der Fußball bestimmt also positiv unser Leben - das funktioniert natürlich nur, wenn alle diese Begeisterung teilen.
Wir haben ein kleines Häuschen am Rande des Vickersway Parks, wir sind hier also privat seit Langem tief verwachsen mit der Stadt und den Leuten. Also selbst, wenn mein Engagement beim Verein eines Tages endet, wird der Privatmann Stefan wohl stets mit Northwich verbunden bleiben.


Scott
Also stehen Frau und Kinder voll hinter dir? Das gibt dann bestimmt nochmal zusätzliche Motivation auf der Trainerbank! Sprecht ihr denn auch manchmal über die Spiele? Bekommst du von den Kleinen vielleicht sogar Tipps, die du dann selbst ins Training und ins Spiel einbaust?

Ein kleines Lachen kann sich Scott an dieser Stelle nicht verkneifen.

Und was machst du zum Ausgleich, wenn es mal nicht um Fußball geht?

Stefan / Real_Cyrus

Auch Stefan muss lachen und nimmt anschließend den letzten Schluck seines Glenmorangie.

Ja, die Familie ist hier voll und ganz mit dabei. Klar sagen die Kinder dann am Spieltag morgens beim Frühstück schon einmal, wen sie gerne sehen würden - erst neulich hieß es wieder, dass der Robby doch nun endlich öfter spielen müsse - aber am Ende entscheidet hier natürlich immer noch der Chef persönlich.
Abseits des Fußballs ist das Thema Natur und Wildnis mein absolutes Ding. Und da haben wir ja hier auf den Inseln jede Menge zu bieten, ich spreche hier vor allem über schöne Hiking-Rounten... Nimm Dir nur mal den Lake District hier in England, die schottischen Highlands, den Snowdonia Nationalpark in Wales oder die grünen Landschaften Irlands. Mehr muss man hier ja wirklich nicht sagen - da kannst Du wieder richtig Energie tanken.


Scott
Wunderbar, so stell ich mir das Frühstück bei dir auch bildlich vor. Da wird dann nach dem Spiel bestimmt auch mal mit dem Papa geschimpft, wenn die Lieblingsspieler doch nicht zum Einsatz kamen.

Auch Scott nimmt den letzten Schluck aus seinem Glas.

Bevor wir gleich zum Ende kommen. Was müsste man dir bieten, damit du den Trainerstuhl in Northwich eintauschen würdest?

Stefan / Real_Cyrus

Stefan lacht.

Die Antwort, Scott, fällt mir in der Tat recht einfach. Es gibt aktuell nichts, was man mir bieten könnte, um die Verantwortung hier liegen zu lassen - dafür gibt es noch zu viel zu erledigen. Und irgendwann wollen wir uns ja auch mal einen Pokal in die Virtrine stellen.

Scott
So eine Antwort wird die Fans natürlich freuen. Potenziell interessierte Vereine eher weniger.
Bei dem Thema Natur kann ich dir nur beipflichten. Wenn man Großbritannien als Ganzes betrachtet, wird einem schon jede Menge geboten. Erst vor ein paar Wochen kam ich wieder dazu, eine kleine Rundreise durch die walisischen Nationalparks zu machen. Immer wieder aufs Neue sehenswert!
Gibt es eigentlich etwas, dass du aus deiner früheren Zeit in England vermisst? Ehemalige Trainer, Spieler, Duelle gegen bestimmte Vereine, hitzige Debatten oder sowas in der Richtung? Ich mein, du hast hier ja schon einiges erlebt auf der Insel!


Stefan / Real_Cyrus
Ach Scott, nicht wirklich! Gestandene Manager gehen, neue Manager kommen und manch einer bleibt auch in diesem spannenden Land hängen. Es gibt immer wieder neue Rivalitäten, die einen herausfordern.
Allgemein mehr Debatten im Forum sind schon wünschenswert, da sowas das Spiel einfach auch spannend hält und die Herausforderung erhöht.
Ansonsten wünsche ich uns einfach allen, dass die Community in England aktiv bleibt bzw. aktiver wird und wir weiterhin ein spannendes Umfeld für Manager bieten.


Scott
Dem ist wohl nichts mehr groß hinzuzufügen!
Ich seh gerade, die Zeit vergeht ja wie im Flug. Wenn man einmal im Gespräch ist, achtet man da gar nicht mehr richtig. Eine Sache aber noch zum Abschluss. Ich würde dir einen Satzanfang vorgeben, den du dann mit deinen Worten vervollständigst.
Und zwar folgendes: "Für den ersten Vereinstitel mit Northwich würde ich ..."


Stefan / Real_Cyrus

Kurz überlegt Stefan, gibt dann aber zu Protokoll:

"Für den ersten Vereinstitel mit Northwich würde ich über so manch steile Berge un durch so manch tiefes Tal gehen. Und sollte uns dies einmal gelingen, so richte ich das größte Fest aus, das Northwich je erlebt hat!"

Scott
Das ist ein schöner Schlusssatz. Damit bedanke ich mich auf jeden Fall für dieses gute und entspannte Interview. In meinen Augen auf jeden Fall ein toller Start für unser neues Format. Und die Wahl des ersten Gesprächspartners war absolut richtig! Ich hoffe, dir hat es genauso viel Spaß gemacht wie mir.

Stefan / Real_Cyrus
Ich danke Dir auch! Es war ein erfrischendes Gespräch, welches mir viel Freude bereitet hat!
« Letzte Änderung: 18. März 2021, 07:13:23 von Real Cyrus »

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Re: The Footstars - Englands best sportnews
« Antwort #2 am: 27. September 2021, 10:23:58 »
Anmerkung der Redaktion: Das Interview begann am Anfang von Saison 54, weshalb auch der Titelkampf von Saison 53 thematisiert wurde.

Saison 53 ist nun wieder Geschichte. Und hinter uns liegt ein spektakulärer Titelkampf zwischen Chelsea, Wolverhampton, Watford und dem neuen Titelträger London FC. Womit vor der Saison niemand wirklich gerechnet hat, entwickelte sich im Laufe der Spielzeit zu einem echten Krimi. Lange Zeit konnten sich die Mannen aus Watford an der Spitze behaupten, mussten aber im Endspurt doch deutlich abreißen lassen und hatte am Ende doch 8 Punkte Rückstand auf Platz 1. Zum Saisonschluss konnte sich die Mannschaft von Manager ich aber mit dem Pokalsieg trösten. In der Liga blieb es aber zwischen den 3 anderen Teams bis zum letzten Spieltag eng. Die ersten 3 Plätze trennte nach dem letzten Spieltag lediglich 1 Punkt und nur aufgrund der besseren Tordifferenz und der besten Abwehr der Liga konnte sich der London FC als neuer Meister krönen lassen. Eine Spannung, die man sich als neutraler Zuschauer immer wünschen würde.


Scott
Einen wunderschönen Guten Tag und ein herzliches Willkommen! Mein Name ist Scott Devenshaw, Journalist der landesweiten Sportzeitung „The Footstars“, und ich begrüße Sie zur zweiten Ausgabe unserer Interviewreihe "We are England - Wer sind die Gesichter hinter den Vereinen"! Nachdem wir in beim ersten Mal den langjährigen Northwich-Trainer Stefan alias Real_Cyrus als Gast begrüßen durften, freue ich mich schon sehr auf den heutigen Interviewpartner. Nach einer langen und kräfteraubenden Saison konnte sein Team am Ende den bereits 4. Meistertitel der Vereinsgeschichte feiern und damit auch den 4. Titel innerhalb der letzten 7 Spielzeiten holen. Seit dem Ende von Saison 20 ist er nun mittlerweile in London beim FC aktiv. Unter seiner Führung entwickelte sich der Verein zu einem echten Topklub und zu einem der größten Aushängeschilder des Landes! Ich begrüße Vary, Manager des London FC, als heutigen Gesprächspartner.

Bevor wir anfangen, könnten Sie sich für unsere Leser eventuell selbst nochmal kurz vorstellen?
Kann ich Ihnen vielleicht auch schon etwas zum Trinken anbieten? Kaffee? Tee? Oder doch lieber was Alkoholisches?


Kristijan / Vary

Hi,

erstmal danke für die ehrenvolle Einladung. Nachdem ich schon seit der 6. Saison in der Fussball (KSM) Welt unterwegs bin, wurde mir eine derartige ehre noch nicht zugetragen. Ich bin durchaus Positiv angetan über das Format "The Footstars".
Stefan (Real Cyrus) sein Interview war sehr Lesenswert.
Nun zu mir, mittlerweile bin ich schon stolze 40 Jahre Jung. Bis auf meine Eltern die mich Kristijan nennen bin ich querbeet nur als Vary bekannt. Sogar manch langjähriger Bekannter ist überrascht wenn ich meinen richtigen Namen nenne.
So ist das wenn man während der Schulzeit einen Spitznamen verpasst bekommt :D.
Bevor ich mir jetzt weiter den Mund fusselig rede, hätte ich gerne ein Bier. Ich weiß es ist gewöhnungsbedürftig, aber nach so langer Zeit in England kann man es trinken (hahaha) Ausserdem bin ich noch in Feierlaune ...


Scott

Ein leichtes Lächeln huscht über das Gesicht.

So viel Lob gleich zum Anfang, da will sich jemand sein Bier verdienen. Vielen Dank erstmal! Es freut uns natürlich, wenn die Interviews so gut bei den Leserinnen und Lesern ankommen. Ich würde es einfach wie die meisten deiner Bekannten halten und bei Vary beziehungsweise beim Du bleiben, wenn das in Ordnung ist. Und da du es selbst ansprichst. Gewöhnungsbedürftig ja, aber andernorts gibt es definitiv schlechteres Bier.
Bevor wir anfangen, würde ich erstmal die Getränkebestellung aufgeben. Penny?


Penny, die reizende Assistentin, betritt den Raum. Ein angenehmer Luftzug strömt von außen herein. Mit leicht schüchternem Blick tritt sie an den Tisch, ihre Haare heute zu einem Zopf zusammengebunden.

Für unseren Gast bitte ein Wychwood-Bier. Hobgoblin müssten wir im Angebot haben, wenn ich mich recht entsinne?! Und ich nehm heut mal einen Rum. Ein Glas Matusalem bitte. Wir müssten noch etwas von dem Gran Reserva haben. Ach, und noch ein Glas Wasser für mich. Danke!

Ein kurzes Nicken und schnell geht sie wieder aus der Tür raus, die auch gleich klickend zugeht.

So, das ist erledigt. Dann.. Beginnen wir einfach mal. Der Meistertitel war diesmal äußerst knapp. 3 Mannschaft hatten vor dem letzten Spieltag noch alle Möglichkeiten auf die Trophäe. Und am Ende war zwischen Platz 1 und 3 nur 1 Punkt Unterschied. Wie waren denn die Planungen zum Saisonbeginn? Gab es da bereits den Titel als Marschrichtung? Und ab wann haben sie selbst daran geglaubt, am Ende oben zu stehen? Gerade der Saisonstart verlief ja nicht optimal.

Kristijan / Vary

Sehr gute Bierauswahl. Sogar in unseren Vereinsfarben.
Letzte Saison hatten wir das nachsehen mit nur 1 Pkt. Rückstand auf die Wolves, diesmal war das Glück einfach auf unserer Seite. Die Meisterschaft ist aber bei uns immer Das Ziel in den letzten Jahren gewesen.
In der Tat war der Saisonstart sehr holprig. Wie so oft habe ich mich hinreißen lassen das ein oder andere Spielsystem zu testen und es ging oftmals nicht auf. So sind wir lange Zeit der Musik hinterhergelaufen. Zudem galt der Hauptaugenmerk dem CC. Wir wollten unbedingt in die Hauptrunde, so wurde in der Liga oftmals rotiert.
Nach dem unglücklichem ausscheiden in der CC Hauptrunde und dem frühen Aus im Pokal mussten wir einfach nochmal in der Liga angreifen. Zeitweise waren es 9Pkt. Rückstand auf den wechselnden Spitzenreiter. Aber nachdem an den letzten Spieltagen jeder gegen jeden der Meisterschaftskanidaten ran musste, war uns klar das nur hier die Chance liegt nochmal ran zukommen.
Bis auf das Remis gegen Chelsea und Coventry konnten wir alle spiele für uns entscheiden und gingen somit ungeschlagen in der Rückrunde durchs Ziel.
Die anderen Teams nahmen sich genseitig die Punkte weg, was uns natürlich sehr in die Karten gespielt hat.
Es hätte 3 verdiente Meister geben können soviel steht fest. Aber wir sind überglücklich eins der Spannendsten Titelrennen der letzten Jahre in England für uns entschieden zu haben.


Scott

Schöne Zusammenfassung. Der Verweis auf die Vorsaison, in der Wolverhampton am Ende nur knapp vor euch den Titel holen konnte, ist natürlich zutreffend. Diesmal hattet ihr in einer turbulenten und abwechslungsreichen Saison das nötige Glück und die entsprechende Qualität auf eurer Seite. Was ist dir persönlich denn lieber? Spannung bis zum Schluss oder eine entspannte, dafür aber schon lange sichere Meisterschaft für London? Und was erwartest du für das zukünftige Meisterrennen? Wird das jetzt längerfristig so eng zugehen oder ist das eher eine Momentaufnahme?

Kristijan / Vary

Ganz klar, Spannung bis zum Schluss. So bleibt man fokussiert und konzentriert. Auch wenns manchmal Nervenaufreibend sein kann. Wie es in Zukunft aussehen wird ist eine sehr Spannende Frage, Chelsea die Wolves und wir sind am Zenit angelangt denke ich. Es drängen neue und alte Gesichter in die Spitzengruppe. Dennoch werden die alten Hasen noch ein Wort mitreden um die Meisterschaft. In den kommenden 2 Saisons gehe ich von einem engen Titelrennen aus, ähnlich wie die letzte Saison. Danach könnte es einen Wandel an der Spitze geben.

Scott

Da ist was dran, den Fokus verliert man dadurch eher selten. Und das die 3 großen Klubs des Landes vor einem Umbruch stehen, ist auch kein Geheimnis mehr. Interessant wird hierbei zu sehen, wie der Umbruch jeweils vollzogen wird. Nimmt man genügend Geld in die Hand oder wird auf junge, entwicklungsfähige Spieler gesetzt. Wie sieht es denn da Stand jetzt in London aus? Wird dort mit jüngeren, fast fertigen Spielern geplant oder ist die Marschrichtung eher bei günstigeren Talenten?

Kristijan / Vary

Das ist eine sehr schwierige Frage. Aktuell Planen wir mit einem leichten Umbruch, den ein Neuaufbau würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Mit diesem Umbruch sollten wir noch um die EC Plätze spielen können. Ganz aus dem Geschehen wollen wir uns nicht verabschieden. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders. hahaha


Scott

Ein kurzer Moment der Stille. Von der Tür zum Interviewraum ertönt ein Klopfen. Penny betritt den Raum. In den Händen ein Tablett gefüllt mit Bierglas und -flasche, jeweils ein Glas Rum und eins mit Wasser und eine Schale mit verschiedenem Gebäck. Mit kurzem Blick auf das Tablett erspäht Scott sogar die Fernbedienung für die Klimaanlage.

Ahh, sehr gut! Die Getränke sind da. Und wie ich sehe, hast du auch die Steuerung der Klimaanlage dabei. Ausgezeichnet. Seit Beginn des Interviews haben die Temperaturen doch schon spürbar zugenommen. Da wird ein bisschen kühle Luft nicht schaden.

Währenddessen hat Penny den Raum bis zum Tisch durchquert. Getränke werden schnell verteilt, die Schale in der Mitte platziert. Ein leiser Piepton und die Klimaanlage ist auf der niedrigsten Stufe eingeschaltet. Anschließend übergibt Penny die Fernbedienung an Scott und geht wieder Richtung Tür.

Vielen Dank. Jetzt ist es gleich etwas angenehmer! Auch wenn das schöne Wetter Freude bereitet, ist es für so ein Interview auf Dauer schwierig.
So, wo waren wir? Ach, genau. Ein leichter Umbruch also. Wie genau wirkt sich das dann auch auf die internationalen Ansprüche aus? Immerhin seid ihr ja mittlerweile Dauergast im CC und habt euch dort immer weiter gesteigert. So gelang euch bei bisher 8 Teilnahmen letzte Saison sogar erstmals der Sprung in die Hauptrunde. Euer bisher bestes Ergebnis in Europa. Im EC ging es bei 14 Teilnahmen zudem mal bis ins Achtelfinale. Wird es da auch erstmal einen Schritt zurückgehen? Und was wollt ihr vielleicht nochmal erreichen, bevor der leichte Umbruch dann vonstattengeht?


Kristijan / Vary

Es steht und fällt natürlich alles mit dem abschneiden im CC. Der Einzug in die Hauptrunde würde den Umbruch viel einfacher machen. Dies bedeutet das wir am ende der Saison eine Schwarze Null schreiben könnten. Das Wiederrum bringt uns in die Lage 2-3 Spieler zu holen, die uns auf Anhieb helfen können. Den in der Breite fehlt es uns noch, um auf allen 3 Hochzeiten zu tanzen. Andernfalls müssten uns 3-4 Spieler verlassen und dafür neue Perspektiv Spieler geholt werden. Und dann wird's schon eng mit der Quali für den CC. Aber wir werden alles daran setzen diesen Umbruch so geräuschlos wie möglich zu gestalten. Verrückte Sachen wird's aber nicht geben.

Scott

Also ist die Hauptrunde im CC das gesteckte Ziel? Und wie sieht es aus, wenn London sogar mehr erreichen würde; zum Beispiel das Viertel- oder sogar Halbfinale? Wie würde das die Planung beeinflussen?

Ein Griff zum Rumglas und der erste Schluck lässt einen angenehm-kräftigen Geschmack in die Kehle eindringen.

Kristijan / Vary

Jede ambitionierte Mannschaft sollte die CC Hauptrunde als Ziel vor Augen haben. Wenn uns dies mit dem aktuellen Kader gelingen sollte, dann werden wir noch in neue Spieler investieren müssen um den maximalen Erfolg zu erreichen. Da wird sich der Vorstand auch nicht wehren, und das Festgeld Konto plündern ;)

Scott

Um das Thema internationales Geschäft langsam abzuschließen, noch eine allerletzte Frage diesbezüglich. Den Großteil der Spiele in europäischen Wettbewerben konntest du in London selbst als Trainer mitverfolgen. Was war dabei dein persönliches Highlight?

Kristijan / Vary

Leider waren wir oft nur dabei als mittendrin. Aber bisher war natürlich die letzte Saison die Erfolgreichste mit dem erreichen der Hauptrunde. Mit etwas Glück wäre auch mehr drin gewesen. Wir bleiben aber dran, um in Zukunft auch International erfolgreicher zu sein.

Scott

Genug vom Beruflichen. Wie sieht denn dein Tag aus, wenn es mal nicht um Fußball geht?

Kristijan / Vary

Das ist eine schwierige Frage, ich glaub ein Tag ohne Fußball bzw. Sport gibt es bei uns nicht :D Wenn ich nicht mit meinem Team auf dem Platz stehe oder selber zwischen den Pfosten, dann bin ich mit meinen 2 Jungs auf dem Fussball- oder Tennisplatz. Ansonsten mähe ich gerne den Rasen, im besten Fall täglich, wenn es die Frau zulässt :DD Also wie du siehst, irgendwie gibt es kein Tag ohne Fussball.

Scott

Wieder huscht ein leichtes Lächeln übers Gesicht. Ein langer Schluck aus dem Rumglas, etwas Wasser hinterher.

Rasen mähen, das war eine unerwartete, aber ehrliche Antwort. Also gehörst du nicht der neuen Generation an, die diese Arbeit einem Mähroboter überlasst?
Und selbst noch auf dem Platz aktiv, das Lob ich mir! Von welcher Spielklasse sprechen wir denn? Versuchen die Kinder dem Papa nachzueifern, was den Lieblingsverein angeht, oder gibt es da schon kleinere Rivalitäten?


Kristijan / Vary

Kein Roboter kann das so gut wie ein guter Spindelmäher ;) . Früher wars noch die Landesliga. Das war aber noch in den Jungen Jahren. Später stand mehr das Team im Vordergrund und so ging's mehr in der Bezirksliga zur Sache. Aktuell reicht es in meinem Alter dennoch für die Kreisliga. Aber es geht wohl in die letzte Saison. Irgendwann ist es eben vorbei ;( . Der große ist eher Kritisch mit Papa seinem Lieblingsverein, er selbst ist eher sehr neutral. Das ist auch besser so würde ich sagen :D

Scott

Sogar mal Landesliga. Das ist schon höherklassig, würde ich mal behaupten. Respekt! Da scheint jemand richtig gut kicken zu können! Tja, wenn dann aber langsam der Abschied naht, geht man bestimmt mit einem lachenden und einem weinenden Auge in die letzten Spiele. Hast du dir schon einen Plan „nach der Karriere“ überlegt? Folgt zum Beispiel ein Wechsel der Sportart oder geht es als Trainer weiter?
Also legst du da keinen gesteigerten Wert drauf, dass die Kinder in den Vereinsfarben des eigenen Lieblingsvereins einschlafen? Aber immerhin gibt es bei all der Neutralität keine Streitereien untereinander.

Abschließend noch die Frage nach besagtem Verein! Für wen werden denn insgeheim die Daumen gedrückt?


Kristijan / Vary

Nach fast 25 Jahren im Herrenbereich ist es irgendwann mal gut. War aber eine Geile Zeit. Ich bleib weiterhin noch im Jugendbereich tätig, das macht mir Spaß zu sehen wie sich die Jungs weiterentwickeln. Wie schon erwähnt, meine Jungs sind relativ neutral und das finde ich gut. Der alte Herr ist aber mit Arsenal seit über 2 Jahrzehnten schon verwurzelt und auch regelmässig vor Ort. Auch wenns die letzten Jahre gar nicht gut läuft, wechselt man nicht einfach den Verein. Erfolgsfans gibt es genügend, ich bin eher der Fussball Romantiker, auch wenns aktuell nichts zu träumen gibt. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten.

Scott

Noch ein letzter, kräftiger Schluck vom Rum. Langsam macht sich ein warmes Gefühl im Körper breit. Der intensiv-würzige Geschmack setzt sich im Rachen fest. Ein kurzer Griff in die Gebäckschale und 2-3 Teile liegen in der Hand.

Das stimmt natürlich! Irgendwann ist der Zeitpunkt einfach gekommen, um einen Strich drunter zusetzen. Aber immerhin wartet dann ja schon die nächste Aufgabe auf dich, wenn es im Jugendbereich weitergeht. Da wird’s dann mit Sicherheit auch nicht viel langweiliger!
Die Gunners, besonders in ihrer Blütezeit Anfang und Mitte der 2000er, da kann man natürlich in Erinnerung schwelgen… Was einem da für Namen wieder vor Augen geführt werden; Bergkamp, Ljungberg, Henry, Touré  Pires, Vieira, Seaman, danach Lehmann… Und allen voran natürlich der Maestro hinter dem Projekt: Arsène Wenger. Hachja, leider ist die heutige Mannschaft nur ein Schatten der glorreichen Vorzeit. Aber keine schlechte Vereinswahl!

Ach, die Zeit ist ja mittlerweile auch wieder wie im Flug vergangen. Dann wollen wir mal langsam zum Ende kommen! Für die Schlussworte würde ich dir jetzt noch einen Satzanfang geben, den du bitte mit eigenen Worten vervollständigst: „Mein größter Wunsch bei KSM ist …“


Das Gebäck verschwindet nach und nach im Mund. Der eher süßliche Geschmack bildet einen großen Kontrast zum Whiskeygeschmack.

Kristijan / Vary

... das Ligasystem ändern. Eingleisige 1 und 2 Liga und 3 Liga in Nord und Süd. Es würde die ganze KSM Welt zusammenrücken und der Konkurrenzkampf wäre enorm. Konkurrenz belebt das Geschäft und würde sich auch positiv auf den TM auswirken. Dazu müsste auch der bekannten Salary Cap für die Gehälter einführt werden. Eine Börse (gekoppelt an die Reale Börse) wäre Nice, um sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Da gibt es so einiges, aber ich schweife schon wieder ab :) .
Ich befinde mich auch bei KSM auf der Zielgeraden, deshalb werde ich so große Änderungen sowieso nicht mehr mitbekommen. Ich versuche nur noch noch den richtigen Zeitpunkt für den Absprung zu schaffen. Es sei denn, siehe oben ... :D :D


Scott

Das sind ehrliche Worte und ein passender Abschluss. Ich bedanke mich für die Offenheit sowie für das angenehme und interessante Interview! Hoffentlich hat es dir genauso viel Spaß gemacht. Ich würde mir wünschen, dich auch zukünftig weiterhin in London an der Seitenlinie zu sehen; langfristig, versteht sich..

Kristijan / Vary

Vielen Dank das ich hier sein durfte. Ein sehr tiefgründiges Gespräch und auch eine tolle Location mit überragendem Ambiente. Hat mir sehr Viel Spaß gemacht.

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Re: The Footstars - Englands best sportnews
« Antwort #3 am: 13. Juni 2022, 13:14:10 »
Anmerkung der Redaktion: Beginn des Interviews war vor ZAT35 in Saison 56, also vor dem Wechsel des Managers. Daher wurde erst auch über Millwall gesprochen.

Europa ist im Wandel. Immer und überall. Nicht nur im Fußball, sondern auch in allen anderen Bereichen des Lebens. Politisches Säbelrasseln gehörte schon immer zum guten Ton aller Nationen. Und doch erinnert die derzeitige Situation an eigentlich längst vergangene Zeiten auf dem Kontinent. Zeiten, die eigentlich niemand mehr zurückhaben wollte. Nun ist die Ruhe aber erstmal dahin...
Und was ist im englischen Fußball los? Nach etlichen Spielzeiten, in denen man zwecks Aufbauarbeit zwischen Liga 1 und 2 pendelte, krönte sich Watford in Saison 56 als Titelverteidiger erneut zum Meister. Die insgesamt 10. Meisterschaft, und die 2. In Folge, war für den einen oder anderen Experten eigentlich ein Indiz für ein Meisterabo auch in den kommenden Spielzeiten. In der vergangenen Saison stand dann jedoch mit Mansfield ein Überraschungskandidat auf Platz 1. Erstmals konnte der Premier League-Titel gefeiert werden. Spannung ist also auch zukünftig noch garantiert. Auch international konnte man in Saison 56 erstmals seit langem wieder mit einem positiven Ergebnis aufwarten. Weitere Diskussionen gab es indes u. a. ob der hohen Trainerfluktuation in Coventry oder dem Einsatz- und Aktivitätsverhalten in Wolverhampton. Nach dem Abgang von Vereinslegende Tomy fand der ehemalige Topklub Coventry leider nur selten zu alter Stärke und richtig langfristig hielt es auch fast niemanden. Die Bilanz ist mit einem Ab- und Aufstieg (sowie dem erneuten Abstieg in Saison 56; Anm. d. Red.) und einem beispielhaften Runterwirtschaften ziemlich verheerend. Die finanziellen Mittel gehen gegen 0, viel Potenzial bietet der aktuelle Kader aber auch nicht. Die Hoffnung auf einen Trainer, der sich langfristig dem Wiederaufbau in Coventry widmet, besteht bei den Fans trotz der teilweise enttäuschenden Spielzeiten auch weiterhin. Besonders jetzt, nachdem ein alter Bekannter das Ruder übernommen hat, von dem wir zu Beginn des Interviews noch nichts erahnen konnten.


Scott

Lange Zeit ist es her, dass wir uns in gewohnt entspannter Atmosphäre zusammensetzen konnten. Nun kündigt sich der Frühling immer lauter an und auch hier geht es endlich mit unserer bekannten Interviewreihe weiter. Die Rede ist von „We are England – Wer sind die Gesichter hinter den Vereinen“! Ich bin Scott Devenshaw von der Sportzeitung „The Footstars“ und begrüße wie immer einen Manager, der aktuell in England aktiv ist. Dabei ist es egal, ob erst-, zweit- oder drittklassig. Waren wir in den bisherigen Interviews (Northwich Albion FC/Stefan-Real_Cyrus und London FC/Kristijan-Vary) bisher ausschließlich ganz oben unterwegs, wollen wir diesmal die andere Seite kennenlernen. Daher freue ich mich, Ihnen meinen heutigen Gast vorzustellen. Als aktuell einer von nur 2 Managern in Liga 3 begrüße ich Mikkali alias Flasche_Leer, Manager von Millwall Town in der Liga 3A.

Bevor wir anfangen, könnten Sie sich für unsere Leser eventuell selbst nochmal kurz vorstellen?
Und kann ich schon ein Getränk anbieten? Einen guten Single Malt? Oder etwas nicht Alkoholisches?

 
Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Well....mein Name ist Rudi Gutendorf und ich glaube, dass ich das kaum weiter ausführen muss. In Ehren ergrauter Veteran, der - inkontinenzgeplagt und in Folge einer beginnenden senilen Bettflucht - zuviel Zeit vor dem Bildschirm verbringt.
Da wären wir auch beim Thema: Ich nehme noch ein Pale Ale.


Scott

Ein kurzes Auflachen.

Da geht aber jemand sehr hart mit sich ins Gericht. Ergrauter Veteran, inkontinenzgeplagt, senile Bettflucht und zu viel Zeit vorm Bildschirm. So hat sich hier auch noch niemand vorgestellt. Ist aber notiert. Kommen wir erstmal zu den Getränken. Penny?

Die Tür zum Besprechungsraum geht auf und die junge Assistentin betritt den Raum. Ein leises „Ja?“ ertönt, während sie sich langsam zum Tisch bewegt.

Wärst du so lieb und würdest uns ein paar Drinks bringen? Ein gutes Pale Ale für unseren Gast. Wir müssten da noch ein paar Sorten im Kühlraum haben. Und einen Armagnac für mich. Da haben wir noch Salamens XO, wenn ich mich recht entsinne. Ach, und bevor ich es vergesse. Bring uns bitte auch die vorbereiteten Häppchen mit.

Ein kurzer Blick zum Gast, ein schüchternes Nicken und schnellen Schrittes geht sie wieder zur Tür. Sie verlässt den Raum und die Tür klickt ins Schloss.

So, wo waren wir? Achja.. Ich hoffe doch, Sie haben sich damals beim Vorstand in Millwall nicht auch so vorgestellt?! Und warum eigentlich Millwall? Ich mein, es gab bestimmt attraktivere Angebote. Zumal Sie ja auch erst in Aserbaidschan ein interessantes Projekt starteten. War dort der Reiz so schnell verflogen oder der Drang, nach England zurückzukehren, so groß?

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Nun – sehen Sie: Millwall….war ein kurzes und knackiges erstes Meeting.
Der Vorstand hat seinerzeit einen Vorturner für 3 Monate gesucht – danach hätte der Amateurtrainer seinen Trainerschein gehabt. Aber der Mann hatte – was keiner wusste – eine kleine Lernschwäche. Ich bin also immer noch da.
By the way: Die Frage, warum ich in Millwall bin und nicht n Aserbaidschan (war ich da wirklich?) ist doch wohl nicht ernstgemeint – oder? Bei den Namen dort hat daas Vorlesen der Mannschaftsaufstellung schon eine halbe Stunde gedauert. Eigentlich war ich ja nur des Klimas dort – aber lassen wir das.
England……Frankreich…..Deutschland – alles attraktive Länder mit tollen Fans und imposanten Stadien. Die Sky Blues wären seinerzeit für mich eine vorstellbare Adresse gewesen – aber nunja. Millwall ist auch ganz nett..


Scott

Also auch bei Ihrer 3. Station in England war anfangs nur ein kurzes Intermezzo geplant? Vorturner für 3 Monate entspricht ja in etwa einer Saison, für die man Sie engagierte. War dies zu Beginn der Zusammenarbeit von beiden Seiten so gewollt oder hatten Sie schon von Anfang an auf eine längere Anstellung gehofft? Und sehen Sie sich jetzt mittlerweile langfristig in Millwall oder wird immer noch auf den Amateurtrainer gewartet? Eine Lernschwäche ist ja auch nicht besonders förderlich für jemanden, der einen Profiklub trainieren soll.

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Ich plane nicht….ich vertraue meinen Bläh….Bauchentscheidungen. Millwall geht bis heute nicht davon aus, dass ich hier in Rente gehe – entsprechend lässt der Vorstand auch keine Gelegenheit aus, sich mit meinen Kollegen auszutauschen. Und ja: Ich warte noch auf den verdammten Kerl – wird Zeit, dass der Nachhilfeunterricht langsam fruchtet. Ob er dann mein Co-Trainer wird und gleich „hochgeschossen“ wird, wird die Zeit zeigen.

Scott

Aber es wird doch intern bestimmt schonmal klärende Gespräche gegeben haben, in denen beide Seiten ihre Vorstellungen für eine kurz- und langfristige Zukunftsperspektive ausgetauscht haben, oder? Immerhin sind sie ja jetzt auch schon über eine Saison in Millwall aktiv. Da wäre eigentlich genug Zeit gewesen.
Nun, wenn Sie sich bei Ihrer Zukunftsplanung schon alle Türen offenlassen: Wie sieht es denn mit einer eventuellen Rückkehr nach Coventry aus? Immerhin scheint es Sie ja schon noch zu beschäftigen, wie es in und um den Verein steht. Sie haben sich ja schon des Öfteren in aller Öffentlichkeit über die dortige wirtschaftliche und personelle Lage geäußert. Wird man Sie irgendwann …


Ein hektisches Klopfen an der Tür zum Besprechungsraum unterbricht den Satz. Penny öffnet die Tür, in der einen Hand ein Tablett mit Häppchen, in der anderen ein weiteres mit Getränken. Und noch etwas danebenliegend. Ein kleiner Zettel mit einer Notiz. Ungewöhnlich hektisch schreitet sie zum Tisch, verteilt das vorbereitete Essen und die Getränke. Ein kurzer Blick Richtung Scott, dann hält sie ihm die Nachricht hin.

Vielen Dank. Heute sogar mit einer Zugabe?!

Leicht irritiert schaut Scott auf den Inhalt. Ein Moment der Ruhe, ein ungläubiger Blick in Richtung Rudi. Dann setzt er das Gespräch fort. Penny schreitet langsam wieder Richtung Tür.

Nun denn, jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Gerade eben wollte ich das Thema selbst aufgreifen und stehe nun quasi vor vollendeten Tatsachen. Meine Assistentin hat mir ein Memo zukommen lassen. Ihre Rückkehr nach Coventry wurde offiziell bekanntgegeben. Wie kam es dazu? War dies in Rücksprache mit Millwall geschehen oder steht man dort jetzt ohne Trainer und vor vollendeten Tatsachen? Und was sind Ihre Ambitionen in Coventry?

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Nun….Millwall war informiert. Die Ausstiegsklausel in meinem Vertrag entsprach zwar nicht ihrem Wunsch – wurde aber dennoch von beiden Seiten unterschrieben.Der Club wird weich fallen – der Rest, den der Finanzvorstand in Coventry noch verwalten durfte, wurde anscheinend komplett nach Millwall überwiesen.
Mein Ambitionen in Coventry – gute Frage. Vielleicht, dass der Club mal wieder mehr bekommt, als er gibt? Wirtschaftliche Handlungsfähigkeit? Eine Mannschaft, deren Namen bei den Fans noch geläufig sind? Das Ende eines bezahlten Vorruhestandes für selbst erklärte Starspieler? Ehrlicher Fussball?
Suchen Sie sich etwas aus…


Penny verlässt den Raum. Die Tür klickt leise wieder ins Schloss.

Scott

Also entsprechen die finanziellen Möglichkeiten in Coventry nicht denen einer Topmannschaft? Solche Berichte gab es in der jüngeren Vergangenheit ja immer wieder zu lesen. Da wartet eine Menge Arbeit auf Sie. Aber nochmal zurück zum Wechsel an sich. Der hat ja insgesamt schon für reichlich Überraschung in England und auch außerhalb gesorgt. Ihrem Image als Wandervogel sind Sie damit treu geblieben. Können Sie uns vielleicht die Gründe für die meist recht kurzen Engagements nennen? Warum hält es Sie nie wirklich lang bei einem Verein? 

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Coventry ist blank - und beileibe keine Topmannschaft. Dazu gehört mehr, als nur von Rücklagen zu leben.
Es müssen die Gehälter angepasst werden und Verkaufserlöse erzielt werden, damit wir wieder Geld einnehmen anstatt zu verbrennen.
Da wir uns dazu entschlossen haben, diesen Weg in der Premier League anzugehen, müssen wir eine zeitlang mit Kompromissen leben. Das wird nicht Jedem gefallen.

Thema Wechsel: Ich freue mich, dass der Wechsel überhaupt registriert wurde, denn es macht sich im bezahlten Fussball doch eine gewisse Sättigung der Fans und der Medien bemerkbar. Tagelang keine Diskussionen durch das Kontinentale Supervisory Management-Bord („KSM“) – das gab es schon lange nicht mehr.
Die Gründe für die nur kurzen Stehzeiten bei den Clubs sind schnell zusammengefasst: das Gras auf der anderen Seite des Zauns ist für mich immer grüner – je länger ich also auf einer Weide grase, desto grösser ist der Drang, mal wieder über den Zaun zu springen.


Scott

Also durchaus eine Menge Arbeit, die nun wartet. Aber von nichts kommt ja bekanntlich auch nichts.
Also Fragen zur Zukunftsplanung in Millwall sind ja nun überfällig. Talente aufbauen, finanziell vorsorgen, in die Division 2 aufsteigen, das Team dort etablieren, den Transfermarkt in Bezug auf junge Talente immer im Auge behalten… Das alles zählt jetzt nicht mehr. Wie soll denn der Weg in Coventry aussehen? Bleiben die Ziele, abgesehen vom Aufstieg, trotzdem dieselben oder wird kurzfristig mehr als „nur“ das sichere Mittelfeld angegangen? Was kann man von Coventry demnächst erwarten? Und was erwartet Coventry von seinen Mitstreitern in der Liga? Doch sicherlich keine Sonderbehandlung?!


Ein leichtes Augenzwinkern. Scott nimmt einen Schluck seines Salamens-Armagnacs, ein warm-herber Geschmack macht sich breit.

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Tja – in der Tat. Die Pläne für Millwall kommen wieder in die Schublade.
Aber genau aus dieser Schublade kommen dann auch wieder die Pläne für die Sky Blues.
Das Ziel ist es, mit Coventry die Liga zu halten und a.) Geld zu verdienen b.) junge Spieler weiterzuentwickeln.

Ein Spagat und eine Aufgabe, die eigentlich nicht aufgehen dürfen – aber wir versuchen es dennoch. Um die Frage nach den Wettbewerbern zu beantworten: Die versuchen natürlich, mir kräftig in die Suppe zu spucken und Coventry ins Unterhaus zu schicken – das jüngste Beispiel ist die Truppe aus Manchester, die auf einmal läuft, als wenn der Teufel hinter ihnen her ist. Die Heimniederlage hat entsprechend weh getan.
Was kann man von Coventry erwarten? Halten wir die Klasse, wird Coventry noch 2-3 Spielzeiten im unteren Mittelfeld wiederzufinden sein – aber immerhin in der Premiere League.
Sollten wir absteigen, wird Coventry wieder das machen, was sie vormals unter meiner Regie waren: Ein Sparschwein.


Scott

Klingt vernünftig, um eben auch langfristig sowohl sportlich, als auch finanziell wieder auf gesunden Beinen stehen zu können. Man sieht ja nach kurzer Zeit auch schon Ihre Handschrift, wenn man sich den neuen Kader anguckt. Zumeist junge, neue Gesichter, die sich das Trikot der Skyblues überstreifen. Wie sehen Sie denn die Chance, mittelfristig auch international zu spielen? Gibt es da schon irgendwelche Planungen?

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Der Zweifel ist mein ständiger Begleiter. Die bisherige Rosskur bringt mittlerweile unschöne Begleitumstände mit sich – die letzten, heftigen Niederlagen in der Meisterschaft lassen mich nicht gut schlafen.
Die gezahlten Abfindungen für die Rentner schmerzen, da die benötigte Stärke für eine wettbewerbsreife Mannschaft nicht mehr nachgekauft werden kann.
Aber wenn die Jungs dann auf dem Trainingsplatz stehen, weiss ich, dass wir auf einem guten Weg sind.
Ob und wann uns der Weg wieder die internationalen Spiele bringt, weiss ich nicht.
Der 01.05.2022 wird hier wohl die Fehler und richtigen Entscheidungen zur Nachbetrachtung auf den Tisch bringen.


Scott

Hat nicht jeder Verein immer mal wieder Phasen, in denen er auch schwierige Zeiten durchstehen muss? Immerhin sprechen wir hier von einem ziemlichen Umbruch, den die Mannschaft zuletzt durchgemacht hat. Das da nicht sofort jedes Rädchen ins andere greift, sollte doch klar sein. Aber gut, jede Entscheidung bringt eben gewisse Konsequenzen mit sich. So wie die Rosskur, wie Sie es eben nannten.
Um nochmal kurz auf Ihre vielen Vereinswechsel zu kommen: Wieso verschlägt es Sie so oft zurück nach England? Hat das Mutterland des Fußballs trotz der vielen Zeit noch neue Reize zu bieten oder ist es eher Gewohnheit geworden, nochmal den alten Freunden „Hallo“ zu sagen? Wenn ja, was macht denn diesen Reiz für Sie aus?


Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Wenn ich mich so umsehe, gibt es durchaus Vereine, die schwierige Zeiten nur von den Nachbarclubs kennen.
Aber ich darf mich nicht beschweren. 50 Spielzeiten bei einem Verein und es gäbe keine Probleme für mich als Manager – leider hat mein Sitzfleisch nicht mitgemacht.
Wobei mir bei der nächsten Frage wären: England reizt.
Vereine mit Tradition. Vereine mit einer besonderen Geschichte. Geschichte, die hier noch gelebt und weitererzählt werden kann.
Geschichte, die nur in die Gegenwart gebracht und gelebt werden muss.
Das ist England.


Scott

Ich glaube, jeder Verein hatte schon mal Zeiten, in denen es eben auch mal 2 Schritte zurückging. Ständig nur in eine Richtung geht es doch für niemanden. Ob nun 5, 10 oder 50 Saisons bei einer Mannschaft. Es mag für manch einen Verein nur schon etwas her sein, dass er solch schwierige Zeiten hatte. Aber wenn man eben keine 5 Milliarden auf der hohen Kante hat, dann muss man auch mal Rückschläge hinnehmen. Und selbst mit solch einem Kontostand ist einem der sportliche Erfolg nicht automatisch sicher. Immerhin soll es Gerüchten zufolge sogar einen Verein geben, der mit einem ähnlichen Plus auf dem Konto in Liga 3 um den Aufstieg spielt. Nicht in England, versteht sich.
Aber nun gut, hier geht es ja um Coventry. England lebt also von seiner Tradition und den Geschichten, die hier geschrieben wurden. Das klingt mehr nach den „Erfolgen der Vergangenheit“, die England derzeit ausmachen. Wie sehen Sie denn die Gegenwart und die mittelfristige Zukunft? Gibt es auch im Hinblick darauf Punkte, die England reizvoll machen? Oder kann man eher von einem sinkenden Schiff sprechen? Was sind hier Ihre Erwartungen?


Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Netter Blick über die Alpen…
Aber konzentrieren wir uns auf den Fussball:
Ich mag hier nicht zwangsläufig von Erfolgen der Vergangenheit sprechen. In der Tat war früher wohl alles besser – und aus Holz.
Aber was sind die Erfolge von Managern, die schon längst vergessen sind? Oder ihre müden Knochen nur noch in der spanischen Abendsonne spazieren führen? Nichts.
England lebt von den Typen, die täglich zeigen, dass sie das Spiel verstehen und sie eine Idee haben, wie ich ein Team und einen Verein nach vorn bringen kann.
Nehme wir zum Beispiel den Boss: Beständig oben dabei; holt Meisterschaften und Pokalsiege – international immer am Anschlag mit seiner Truppe. Der nimmt sich keine Pause und zieht jedes Jahr durch.
Oder Comeback mit seiner Truppe aus der Universitätsstadt. Der wird kaum beachtet und ist aber schon seit fast 40 Spielzeiten dabei und hat – ich habe es fast übersehen – sogar den nationalen Pokal in seiner Vitrine. Fing seinerzeit ganz unten an und stieg eigentlich (vor-) schnell in die Premiere League auf.
Zu den alten Säcken, die immer mal wieder die Liga dominieren, ist „ich“. Man mag sich an seiner Art reiben – seine Truppe erreicht er mit dem Ton aber allemal. Immer wieder erstaunlich, wie er kurz mit seiner Truppe abtaucht, Kräfte sammelt und dann wieder durchzieht. Wenn er mal Lust auf internationale Titel entwickeln sollte, wird es noch besser.
Vary mit seinem Hammerkader – ich fange fast jedes Mal an zu sabbern, wenn ich mir die Truppe ansehe (und dabei auch noch Erfolg hat)
Ich habe fast Angst, noch Trainer zu vergessen, die schon ewig und 3 Tage beim Verein sind und England Ehre machen….Hams, dmb1311 (der sich jetzt den Titel krallt), Xyla, Scholli in seinem 2. Frühling in Everton, Piccolo (!!) – das sind Namen, bei denen fast jeder weiss, wer sie sind. Die sind Teil der Geschichte.
Für mich wichtiger sind aber die Trainer, denen die Zukunft gehört, wenn sie am Ball bleiben (3 Euro?):
Arez, den ich besonders schätze und in Newcastle ohne Scheich erfolgreich sein wird.
NWO, der eine Mordsausdauer beim Anlauf aufs Oberhaus hat und mit seinem Kader in 2-3 Spielzeiten für Aufsehen sorgen wird
Raniero, der aus bescheidenen Mitteln viel gemacht hat und dem ich auch noch einiges mehr zutraue
Real Cyrus, dessen Truppe trotz der Belastung in einer der stärksten Ligen jährlich besser entwickelt.

Diese Trainer zeigen mir mit ihren Ideen vom Spiel, dass ich eigentlich nur der Praktikant bin, der dabei sein darf, wenn Englands Fussball auch in den nächsten Spielzeiten an Attraktivität dazugewinnt.
Ich sehe die Zukunft also nicht so schwarz wie sie gern beschworen wird. Wir müssen nur daran denken, dass wir uns in einem zerbrechlichen Umfeld unterwegs sind.
Wir werden in England wohl immer wieder Trainer begrüssen dürfen – auch Trainer, die erfolgreich sein werden. Aber einen Menschen, der auch die Achtung vor der Meinung und dem Wirken seines Nachbarn hat, finden wir immer seltener.
Und nur das ist für mich der Eisberg, der auf die Titanic „England“ wartet. Wir wissen, dass er da ist, wir wissen in welcher Richtung er liegt und dass er uns schaden kann – es wäre töricht, wenn mir dennoch darauf zuhalten würden.


Scott

Wahnsinn, was für eine Auflistung! Ich werd in den Interviews doch immer wieder überrascht, was die Gesprächspartner alles so umtreibt und was in ihren Gedanken rumschwirrt! Also erstmal eine nette Anspielung mit der spanischen Abendsonne. Einer Ihrer Vorgänger in Coventry wird sich da bestimmt angesprochen fühlen.
Sicher gab es schon früher und gibt es auch aktuell Manager, die England eine Identität verleihen. Alle eben genannten gehören definitiv zu den Gesichtern der Gegenwart! Und würden alle mittel- oder sogar langfristig bei ihrem Verein bleiben, dann müsste man sich wohl keine auch zukünftigen Sorgen machen, dass England irgendwie in Existenznöte gerät. Dazu kann jeder einzelne Manager beitragen.


Ein Moment der Stille. Dann ein kurzes Magenknurren. Scott nimmt einen Schluck Armagnac und in die linke Hand eins der belegten Brötchen. Ein erster Biss. Ein zweiter. Langsam scheint sich der Hunger etwas zu legen.

Entschuldigung. Ich hätte wohl vorhin noch etwas essen sollen, bevor wir angefangen haben. Irgendwann meldet sich der Hunger dann doch.
Wo waren wir noch gleich? Ach… Die Manager und ihre Ideen. Sehen Sie sich denn wirklich im Nachteil gegenüber anderen Leuten? Ich mein, als Praktikant hat man ja eher die Rolle des Lernenden, der eher im Hintergrund steht und sich von anderen etwas abschaut. Worauf bezieht sich denn diese Rolle? Eher auf den taktischen, wirtschaftlichen, finanziellen oder führungstechnischen Aspekt? Oder gibt es noch einen anderen Punkt, in denen Sie von anderen lernen können?


Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Nun – ich sehe mich immer in der Rolle des Lernenden. In meinem alten Job und in meinem jetzigen Job.
Und ich empfinde es immer noch als hochgradig spannend, wenn der österreichische Grantler und Ausdauersportler mal wieder aus den Tiefen der Fussballtaktik und Kaderzusammensetzung referiert. Ich höre gerne zu, versuche die Grundidee zu erfassen – und verliere die besten Gedanken, bevor ich in die Umsetzungsphase komme. Das muss ich unbedingt verbessern.
Oftmals fehlt es mir bei all´ der Begeisterung für die Zahlenspiele und Taktikdiskussionen auch an der eigenen Gradlinigkeit und Ausdauer – eben noch von der eigenen Synthese beseelt und im nächsten Moment wieder zurück, um These und Antithese nochmals am eigenen Projekt auszuprobieren.
Endet dann meistens beim Blick auf die nächste noch grünere Wiese und dann in der nächsten, eigenen Katastrophe. Ja – Katastrophe trifft es. Jeder Vereinswechsel ist eigentlich immer nach diesem Muster gestrickt.
Vielleicht sollte ich bei den Ewigtreuen mal nachfragen, wie sie es schaffen, nur bei einem Verein zu bleiben. Christian Streich wäre da so ein Wunschkandidat, wenn es darum  ginge, mir den für mich interessantesten Gesprächspartner zu suchen…..


Scott

Christian Streich ist schon eine gute Wahl. Mit dem Mann könnt ich mich auch Ewigkeiten unterhalten!

Die Rolle des ewigen Schülers, der immer versucht, sich von anderen etwas abzugucken, um dann doch seine ganz eigene Mixtur aus all den Ideen und Möglichkeiten zu bilden. Vom Grunde her ja nicht falsch, nur benötigt das eben wirklich viel Zeit, Ausdauer und auch die letzte Konsequenz, um den Weg bis zum Ende zu gehen. Vielleicht sollte man sich mehr auf das hier und jetzt konzentrieren und nicht immer das versuchen, was man gerade nicht gemacht hat. Aber in der Hinsicht sind Sie sich ja mit dem grantigen Ausdauersportler aus Österreich einig. Die Ideen sind da, nur eben nicht die Ausdauer. Vielleicht sollten Sie sich für bestimmte Bereiche auch mal andere Vorbilder suchen.


Die letzten Worte kamen mit einem kleinen Augenzwinkern über die Lippen. Ein kleiner Schluck des Armagnacs hinterher.

Aber mal fernab des Fußballs. Wie verbringt so ein umtriebiger Mensch wie Sie seine Freizeit? Geht es dort auch so zu, dass Sie sich aller paar Monate ein neues Hobby suchen? Oder gibt es dort ein paar Konstanten, die sich über Jahre hinweg bewährt haben?

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Wie verbringe ich meine Freizeit – ich hoffe nicht, dass jetzt die Phase der unbedingten Selbstreflexion einsetzt und anhält.
Nein – meine Hobbies zum Beispiel habe ich seit Ewigkeiten. Ich habe seit dem Abitur 1988 eine Liste von Büchern, die ich gelesen habe möchte. Diese Liste ist lang – und wird ab und an erweitert – aber niemals verringert. Was drauf ist, bleibt drauf.
Und irgendwann kommt der Tag, an dem der Buchhändler meines Vertrauens (mittlerweile auch ein alter Sack) auch das Exemplar bestellt, dass ich schon 20-30 Jahre vor mir herschiebe.
Achja: Auch wenn es in den letzten Wochen wieder etwas einfacher geworden ist: Das Weserstadion ist seit dem 08.02.1986 meine heimliche Liebe – in guten und in schlechten Zeiten – ohne jeden Blick nach rechts oder links.
Eine weitere Konstante mache ich gern an meinem Stammbuch fest – 32 Jahre Ehe mit ein und derselben Frau schafft heute auch kaum noch jemand.

Sie sehen – es gibt durchaus Beispiele, wo der alte Mikk durchaus Ausdauer beweist….


Scott

Eine Bücherliste? Ok, jetzt bin ich neugierig! Was steht denn da so drauf? Vielleicht können Sie ja ein paar Anregungen geben, falls jemand für seine eigene Liste noch ein paar Vorschläge braucht?! Und was ist das Exemplar, welches Sie schon seit 20-30 Jahren vor sich herschieben?
Seit den 80ern treuer Fan im Weserstadion? Da haben Sie ja auch schon so einiges mitgemacht. Erfolgreiche sowie ernüchternde Zeiten, internationale Partien und Spiele in der 2. Liga. Was würden Sie denn als das Highlight in diesem Zeitraum betrachten? Immerhin dürften da ja bestimmt einige Anekdoten zusammengekommen sein. Gibt es ein Spiel, an das Sie sich gerne zurückerinnern?
Und 32 Jahre? Mein lieber Mann, das ist beachtlich. Darf man Ihnen dazu gratulieren? Das schaffen wahrlich nicht viele, wie Sie bereits selbst anmerkten. Gibt es da irgendein Geheimrezept, welches Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben können?

Tja, man wird doch immer wieder in solchen Interviews überrascht…


Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Die Bücherliste ist ziemlich bunt und dürfte garantiert nicht nur Begeisterung hervorrufen.
Seit 1986 zum Beispiel ist „Nathan der Weise“ auf der Liste.
Nicht nur wegen der Ringparabel für mich ein Muss – eher ein Versprechen an meinen alten Deutschlehrer, der genau wusste, dass ich die Buchrezension geschrieben hatte, ohne das Buch je komplett gelesen zu haben (an die jüngeren Leser ihres Magazins: Damals gab es das Internet noch nicht in der heute bekannten Form – vielmehr retteten Reclam-Hefte manche Nachmittage und Ferien). Es war eines der wenigen Versprechen, die ich bis heute noch nicht erfüllt habe – aber Reinhold: Ich arbeite daran….
Ernest Hemmingway – wem die Stunde schlägt. Galt schon immer als schick, mindestens einen Hemmingway im Regal zu haben. Auch wenn es dann meistens „der alte Mann und das Meer ist“. Warum dieses Buch? Ich mag alte Filme.
Ich mag Gary Cooper. Und irgendwann kommt die Neugier, ob das Buch dem erstklassigen Film gerecht wird.
Was gibt es noch? Ein Wälzer, den ich mir während meiner Zeit an der Offizierschule des Heeres gekauft habe: „Vom Kriege“ Carl von Clausewitz gilt heute noch als Referenz in West Point und Sandhurst. Ich dachte, dass ein oder zwei Nächte in der Nähe des unvollendeten Werks meine Fähigkeiten im taktischen Bereich deutlich verbessern würde. Die Meinungen zur Qualität meiner Abschlussarbeit gingen dennoch zwischen mir und dem Taktiklehrer etwas auseinander.
Weserstadion…ich habe sie alle gesehen. Völler, Riedle, Pezzey, Meier, Burgsmüller, Reinders, Rufer….alle.
Ein Spiel, an das ich mich besonders erinnere? 06.12.1989.
1:0 Riedle
2:0 Rufer
3:0 Riedle
3:1 Careca
4:1 Sauer
5:1 Eilts.
Es war das Spiel Werder – SSC Neapel. Ich hatte Karten. Karten, die mir meine Eltern geschenkt haben – und das Geschenk kam zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Am 06.12.1989 lag ich irgendwo im Göttinger Wald und „genoss“ meine Grundausbildung. Kalt, kälter, 2. PzArtBtl 45
Leider teile mein Zugführer und der Batteriefeldwebel nicht meine Begeisterung für den norddeutschen Fussball und waren der Überzeugung, dass meine Anwesenheit von unbedingter Notwendigkeit für die äussere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland wäre. Auch in der Nacht vom 06.12.1989 auf den 07.12.1989 musste die nordeutsche Tiefebene vor raumgreifenden Operationen in der „Feindlage Rot“ geschützt werden. Mein Eintrittskarten verblieben also im Spind.
Das Frühstück im Wald wurde dann zur Bühne des bereits erwähnten Batteriefeldwebel. Er kam mit dem Frühstück und ich profitierte als Posten zum Verfügungsraum alsbald vom heissen Kaffee. Er konnte sich noch lebhaft an den von mir geäusserten Wunsch erinnern und begann alsbald von seinem letzten Fernsehabend zu referieren. Ein Spiel – Achtelfinale Rückspiel – irgendwo an der letzten Kante vor der Nordsee. Die Gastmannschaft hatten so einen abgebrochenen Argentinier dabei gehabt und deshalb wohl auch nicht viel auf die Kette bekommen. Und irgendwie wäre dann auch irgendwo jeder Schuss ein Treffer gewesen….
Der Kaffee landete jedenfalls samt Gefäss im Wald.
Und nein – es gibt keine Geheimrezepte für eine lange Ehe. Eher ein Tip – nimm´ die Ehe wie ein Muli und mache ein Schritt nach dem anderen. Unablässigkeit. Ohne über alles nachzudenken und ohne Groll.


Scott

Ein kurzes Aufstöhnen, danach noch schnell ein Häppchen gegessen.

Das löst wahrlich nicht nur Begeisterung aus. Auch wenn wir hier freilich von Klassikern sprechen, so sehr kann ich das vor sich herschieben dieser Werke nachvollziehen. Was haben mich die Schulstunden mit Nathan der Weise früher gefrustet. Aber immerhin kann ich behaupten, das Werk komplett gelesen zu haben. Auch wenn da nicht mehr so viel hängen geblieben ist.

Ein kurzes Auflachen.

Aber was ist denn Ihr Lieblingsgenre? Geht das mehr in die Richtung historischer Werke oder sind es klassischerweise Krimis, Thriller oder Fantasyromane?
Auch wenn Sie nicht beim Spiel sein konnten, eine sehr schöne Geschichte dahinter! Die Tickets hängen eingerahmt in der Wohnung oder wurden kurz nach dem Spiel wieder entsorgt? Ich hoffe doch auch, dass Sie sich entsprechend beim Zugführer und vor allem beim Batteriefeldwebel revanchieren konnte?!

Hoffentlich nehmen sich die Leser daran wirklich mal ein Beispiel. Mögen es noch weitere 32 werden!


Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Lieblingsgenre…..ich lache gern. Nur brauche ich dazu eher die guten alten Dick-und-Doof-Filme (The Devil's Brother!!!)
Historische Werke – trocken, staubtrocken. Hauptsächlich römische und griechische Literatur – z.B. „Vom Schicksal“. Cicero und Livius schaffe ich eigentlich erst zu später Stunde mit genügend Rotwein intus (ich bin froh, dass meine Eltern mir kein Studium finanzieren konnten oder wollten – wäre wohl als Geschichtsstudent ins Rennen gegangen).
Und dann – völlig unpassend – Science Fiction. Mit 13 oder 14 war es natürlich Perry Rhodan…in den letzten Jahren z.B. „Der Marsianer“ – wobei ich den Film für absolut gelungen empfinde. Wenn es etwas trashiger sein durfte – Starship Troopers (die Filme waren gegenüber dem Buch nur Müll).
Absolutes Highlight ist natürlich „20000 Meilen unter dem Meer“. Ich mag Jules Verne.
Tja – die Tickets.
Mein Frau hat sie entsorgt….1 Jahr lang hingen sie in der Küche an der Wand. Dann wurde meine Tochter geboren. Gab zu der Zeit halt wichtigere Sachen.
Geblieben sind die Erinnerungen an solche Anekdoten.


Scott

Viele Beispiele aus den alten Tagen. Also eher das Material von früher als neuere Werke. Sowohl buch-, als auch filmmäßig. Nagut, nun haben wir schon einen kleinen Einblick gewinnen können.

Ein kurzer Blick auf die Uhr, dann ein bedächtiges Nicken.

Langsam wird es auch Zeit, zum Ende zu kommen. Dann noch eine Frage zum Abschluss. Was ist Ihr persönliches Ziel bei KSM? 

Rudi Gutendorf / Mikkali – Flasche_Leer (Ingame)

Und genau jetzt erreichen wir die Stelle, an der mir die Antworten ausgehen. Die Frage, die ich mir selbst seit 2004 stelle, hat keine Antwort. Vielleicht ist es auch ganz so…..

Scott

Ein mildes Lächeln. Dann noch ein letzter, kräftiger Zug des Armagnacs.

Am Ende fehlen also doch noch die Worte. Tja, dann eben ohne richtige Antwort, so passt das auch.

Damit bedanke ich mich für das spannende und zuweilen auch lustige Interview und wünsche viel Erfolg für die Mission Wiederaufstieg! Hoffentlich hat es Ihnen genauso viel Spaß gemacht. Und vielleicht sieht man Sie ja wieder für einen längeren Zeitraum in Coventry an der Seitenlinie.