Club-Coach testet ehemaligen Schützling
Ghanaer Boakye im ProbetrainingNÜRNBERG – Ein zweiter dunkelhäutiger Spieler neben Neuzugang José Goncalves irritierte beim Club-Training am Dienstag die stattliche Zahl von Kiebitzen sichtlich. «Den habe ich hier noch nie gesehen«, wunderte sich ein Fan aus dem oberfränkischen Ebermannstadt. Wie sollte er den Spieler auch kennen, handelte es sich doch um einen Trainingsgast: Trainer Thomas von Heesen nahm Stürmer Isaac Boakye (27), einen seiner früheren Schützlinge bei Arminia Bielefeld, kritisch unter die Lupe.
Der vierfache ghanaische Nationalspieler könnte durchaus ein Thema werden, falls sich Angelos Charisteas doch noch für einen Wechsel entscheiden sollte. Wird er aber auch den Ansprüchen des 1.FCN gerecht? Von Heesen setzt bei der Beurteilung auf eigene Erfahrungen und damit auch die Vergangenheit: «Ich kenne ihn genau und weiß, dass er ein sehr guter Spieler ist. Ein typischer Torjäger, der in Bielefeld 15 Tore erzielt und damit wesentlich zum Aufstieg in die Bundesliga beigetragen hat.«
Bis Donnerstag soll Boakye getestet werden, ob er konditionell auf der Höhe ist. Er sei gut drauf und gesund, behauptet der Stürmer, der des Lobes voll über seinen einstigen Chef ist: «Ich hatte mit ihm in Bielefeld viel Spaß. Er kann die Spieler gut motivieren.«
Bei Magath ohne Perspektive
Zwar steht Boakye noch beim Bundesligisten VfL Wolfsburg für ein Jahr unter Vertrag, doch eine Rolle spielt er bei Trainer Felix Magath nicht mehr. In der vergangenen Saison war er in der Rückrunde sogar an den FSV Mainz 05 ausgeliehen worden. Weil er aber nur in 13 Spielen - zumeist handelte es sich um Kurzeinsätze - zum Zuge kam und lediglich ein Tor erzielte, verzichtete der Zweitligist auf die Kaufoption. Am Dienstagabend nahm ihn von Heesen in einem nichtöffentlichen Testspiel gegen Ummu Al Salam aus Katar unter die Lupe. Wird Boakye verpflichtet, wäre er neben Christian Eigler und Ioannis Masmanidis der dritte Ex-Bielefelder am Valznerweiher.
Eigler verspürt zwar noch immer Schmerzen in der Wade, nahm aber am Dienstag am Training teil. Hofft er auf einen Einsatz im Pokalspiel am Sonntag bei RW Ahlen? «Die Entscheidung darüber wird am Donnerstag fallen«, sagt der Stürmer, der auf die Künste der medizinischen Abteilung setzt. Großen Ehrgeiz legt derzeit Mittelfeldspieler Peer Kluge an den Tag. «Ich setze alles daran, zur Anfangsformation zu gehören«, sagt der Sachse. Auf einem guten Wege befindet sich Jawhar Mnari, der beim 0:0 gegen Getafe seine Sicherheit am Ball unter Beweis gestellt hatte. Dennoch ist er nicht ganz zufrieden: «Ich muss auch wieder mehr lange Pässe spielen.«
Befürchtungen, dass die Club-Profis die neue Spielklasse unterschätzen könnten, sind fehl am Platze. Sie müssten die Zweite Liga annehmen, sagen sie durch die Bank, denn sonst könne es ein böses Erwachen geben. «Wir wissen, was uns erwartet«, meint Kapitän Andreas Wolf, «wir müssen Gas geben und kämpfen, um den gewünschten Erfolg zu erreichen.«
Lobenswerte Fanarbeit von Pinola & Co.
Ob von Heesen am Dienstag mit den Leistungen seiner Schützlinge zufrieden war, bleibt offen. Bei den rund 500 Zuschauern erwarben sich Wolf & Co. jedenfalls viele Sympathien: Sie erfüllten geduldig sämtliche Autogrammwünsche und stellten sich auch immer wieder für Erinnerungsfotos zur Verfügung. Publikumsliebling Javier Pinola traf sich mit einer befreundeten Familie aus dem oberfränkischen Wiesenttal und unterhielt sich angeregt mit deren achtjährigem Sohn Felix, der ihm eine Stoffmaus als Maskottchen überreichte.
Der nette Umgang mit den Fans ist für Martin Bader eine Selbstverständlichkeit: «Das sind wir unseren treuen Fans schuldig«, versicherte der Sportdirektor, der am Dienstag auf ein Signal von Ivan Saenko über dessen Einigung mit Dynamo Kiew wartete. Zwischen beiden Klubs herrsche über die Höhe der Ablösesumme – diese soll bei rund dreieinhalb Millionen Euro liegen – Übereinstimmung. Der Transfer könnte folglich nur noch an übertriebenen Gehaltsforderungen des russischen Nationalspielers scheitern.
Für die Club-Profis stand ebenfalls am Dienstag noch ein weiterer Termin an: Sie waren zum Mittagessen mit dem kompletten Präsidium und dem Aufsichtsrat eingeladen. Denkbar, dass sie von Präsident Michael A. Roth zwischen Vorspeise und Hauptgericht daran erinnert worden sind, dass die sofortige Bundesliga-Rückkehr unbedingt realisiert werden muss.
Quelle:
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