Ich habe mich noch nie versteckt"
Der Nationalspieler über die Rückrunde, van der Vaart und die EM
Er wirkt gefestigt. Piotr Trochowski kommt in Dubai entschlossen daher - auf und neben dem Platz. Da will einer den nächsten Schritt machen, den wohl wichtigsten seiner Karriere. Überzeugt Tro-chowski in der Rückrunde, hätte er nicht nur sein EM-Ticket sicher - er könnte bei einem Abgang Rafael van der Vaarts ab Sommer auch neuer Chef der HSV-Offensive werden.
MOPO: Haben Sie im Urlaub mal daran gedacht, was im kommenden halben Jahr alles auf Sie zukommen könnte?
Trochowski: Man bekommt den Kopf nur frei, wenn man den Fußball ausblendet. Ich habe zu Silvester in Miami also nicht an die EM oder Ähnliches gedacht. Dann hätte ich nicht entspannen können.
MOPO: Es könnten aber richtungsweisende Monate werden. Die EM ist das eine, der wahrscheinliche Abgang van der Vaarts das andere. Sie könnten endlich dauerhaft auf Ihrer Wunschposition spielen.
Trochowski: Ich denke nicht so weit voraus. Ich bin auf den Moment fixiert. Das Wichtigste ist, dass wir die Champions League erreichen.
MOPO: Trauen Sie sich die Van-der-Vaart-Rolle denn dauerhaft zu?
Trochowski: Ich habe noch nie Angst gehabt oder mich versteckt, wenn es darum ging, Führungspositionen einzunehmen. Aber wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat. Denken zu viele nur an sich, stehen wir wieder da, wo wir vor einem Jahr standen.
MOPO: Können Sie van der Vaart ersetzen?
Trochowski: Was heißt denn ersetzen? Er ist ein anderer Typ. Ich bin nicht van der Vaart zwei! Ich versuche, dem Team auf meine Weise zu helfen. Er hat große Qualitäten im Abschluss. Habe ich auf seiner Position ge-spielt, sind mir gute Standards gelungen. Auch ich kann Spiele entscheiden.
MOPO: Van der Vaarts Abgang wird schmerzen.
Trochowski: Eine schwierige Sache, klar. Aber auch Rafa würde ohne unsere Mannschaft nicht so spielen, wie er es kann.
MOPO: Sind Sie in Ihrer Leistung konstant genug, ihn zu ersetzen?
Trochowski: Ich kann sicher nicht von heute auf morgen der Überflieger werden. Es gab bei mir immer wieder Höhen und Tiefen. Aber: Ich bin immer aufgestanden.
MOPO: Klingt so, als sähen Sie sich noch in der Entwicklungsphase.
Trochowski: Ich bin 23 Jahre alt und will in meiner sportlichen Laufbahn noch vieles lernen. Und das, was ich kann, gilt es zu optimieren.
MOPO: Helfen muss Ihnen dabei ein neuer Trainer. Was für einen Typ braucht der HSV?
Trochowski: Einen, der dafür sorgt, dass eine Mannschaft immer gewisse Regeln einhält. Fällt erst mal ein Spieler aus der Rolle, werden es im Laufe der Zeit immer mehr. Es kommt zu einer Kettenreaktion. Und am Ende ist es eben nicht mehr zu kontrollieren.
MOPO: Huub Stevens lässt so etwas nicht zu.
Trochowski: Er hat den Laden im Griff. Auch nach schwächeren Spielen sind wir deshalb immer zurückgekommen.
MOPO: Disziplin bleibt also das oberste Gebot.
Trochowski: Der Vorstand wird das Richtige tun. Aber meiner Ansicht nach muss ein Trainer Klartext reden. Alles, was gegen die Regeln verstößt, schadet der Mannschaft.
"Ich bin auf den Moment fixiert. Das Wichtigste ist, dass wir die Champions League erreichen"