Quelle:
http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Die-Gruende-fuer-den-Absturz,158601.htmlDie Gründe für den Absturz
Noch vor acht Monaten war die Stimmung im Rostocker Umfeld grandios. Zuversichtlich blickten die Verantwortlichen und Anhänger trotz finanzieller Altlasten in die Zukunft. Eine junge hungrige Mannschaft, dazu ein prominenter Neuzugang im Form eines Phantoms und die Hoffnung auf kommende Erstligazeiten. Die Bedingungen an der Küste sind dafür durchaus vorhanden. Ein recht modernes Stadion, super Trainingsbedingungen und eine hoch angesehene Jugendakademie. Von der Euphorie ist allerdings nichts mehr viel übrig. Ein existenzieller Angstzustand bestimmt derzeit die Mecklenburger Gemütslage. Eine Verbesserung ist nicht wirklich in Sicht, die Mannschaft spielt zwar couragiert, aber erfolglos. Fünf Gründe für die schwache Saison der Rostocker.
1. Saisonvorarbeit- ertraglos und destruktiv.
Die Phrase „nachher ist man immer schlauer" wird derzeit wohl auch Rostocks Manager und Kultfigur Stefan „Paule" Beinlich beschäftigen. Besonders der damalige „Transfercoup" Marek Mintal (15 Einsätze, 4 Tore) dürfte dem sportlichen Verantwortlichen schwer im Magen liegen. Als Leitfigur verpflichtet konnte der ehemalige Bundesligatorschützenkönig nur selten das Rostocker Spiel in eine positive Richtung lenken. Die Gründe dafür sind vielfältig- zum einen ist da der Zahn der Zeit der am Slowaken nagt. Die Spritzigkeit aus vergangenen Zeiten ist altersbedingt einfach nicht mehr da. Zudem fehlen ihm die entscheidenden Bälle aus dem Mittelfeld.
Auch weitere Neuverpflichtungen gingen in die Binsen. Dominic Peitz (Mittelfeld, 12 Einsätze, ein Tor) wirkt wie ein Fremdkörper, Pavel Kostal (Abwehr, 10 Einsätze) plagt sich bereits die ganze Saison mit Verletzungssorgen herum und Tino Semmer (Angriff, 17 Einsätze- ein Tor) ist ein Totalausfall. Einzig Timo Perthel zeigte bisher mehr Licht als Schatten. Problemzonen wie insbesondere die mangelhaft besetzten Außenverteidigerpositionen wurden nicht in Angriff genommen. Ein Großteil des schmalen finanziellen Limits für Marek Mintal zu veranschlagen, war im Nachhinein ein großer Fehler. Zwar kann niemand was dafür dass das Slowakische Phantom so häufig verletzt war, doch seine Verletzungsanfälligkeit war allseits bekannt.
2. Der schwache Saisonstart
Die Erwartungen im Rostocker Umfeld waren wie bereits geschildert vor dem Saisonstart hochgesteckt. Demzufolge ernüchternd war der Saisonstart gegen den vermeintlich unterlegenen Gegner aus Paderborn. Die verdiente, aber unnötige Niederlage gegen das Überraschungsteam aus Westfalen war Gift für die junge Mannschaft. Mögliche Siege gegen Dresden, Bochum, Aachen und Ingolstadt wurden kläglich verschenkt. Vor allem gegen die Alemannia und dem VFL Bochum wurden reihenweise Hochkaräter versiebt. Ein früher Sieg hätte die Saison in eine komplett andere Richtung lenken können. Das fürs Selbstbewusstsein so eminent wichtige Erfolgserlebnis blieb aus.
3. Peter Vollmann & der Casus Pannewitz
Peter Vollmann hat herausragendes an der Ostseeküste geleistet. Aus dem nichts formte er eine konkurrenzfähige Mannschaft die schließlich souverän den Aufstieg erspielte. Der Werbeslogan eines regionalen „Gerstensaft-Hersteller", „Sympathisch Hanseatisch" traf auch auf den grauhaarigen Übungsleiter zu. Während ein Großteil des Umfelds bereits in Träumereien versank, wurden allerdings auch vereinzelt kritische Stimmen laut, die Peter Vollmann die Kompetenzen für das Unterhaus nicht zutrauten. Zudem sah die Zweitligabilanz des Erfolgscoachs bereits vor Saisonbeginn ziemlich mager aus. Taktische Sperenzchen, kaum nachvollziehbare Personalentscheidungen und ein nicht vorhandenes spielerisches Konzept nährten „nach und nach" die Kritiker.
Zwei schwerwiegende Fehler des erfahrenen Trainers wirken sich noch derzeitig aus. Dadurch dass er erneut Sebastian Pelzer ins Kapitänsamt berief schuf er dem Linksverteidiger eine hohe Lobby im Team. Der zwar charakterlich starke Pelzer, der Führungspotenzial und jede Menge Einsatzwillen mit sich bringt, ist allerdings sportlich untauglich für die 2. Bundesliga. Gleiches gilt für Spieler wie Michael Wiemann oder Peter Schyrba, die dennoch unter Peter Vollmann lange zum unangefochtenen Stammpersonal gehörten.
Auch das Verhalten mit dem Problemprofi Kevin Pannewitz ist äußerst zwielichtig und diskutabel. Pannewitz, bekannt für Diskoexzesse und Gewichtsprobleme ist sportlich unentbehrlich für die Hanseaten- Die Gewichtsdebatte die von Peter Vollmann stark forciert wurde, schwächte die Mannschaft nachhaltig. Sportlich ist der Jungprofi über jeden Zweifel erhaben, was allerdings seine Disziplinlosigkeiten nicht rechtfertigt- nichts destotrotz war die mediale Behandlung des Themas durch Peter Vollmann fragwürdig. Die Wochen vor seiner Entlassung entwickelten sich zur viel zitierten Posse, lange scheute sich Beinlich seinen kongenialen Aufstiegspartner zu entlassen. Die Entlassung nach dem 0:3 in Fürth am 17. Spieltag kam nach dem Empfinden der Experten viel zu spät.
4. Formschwäche &Verletzungspech
Björn Ziegenbein, Mohammed Lartey und Tobias Jänicke sorgten in der Aufstiegssaison für Furore. Doch in dieser Spielzeit ist der Wurm drin. In der Hinrunde hingen alle Drei gleichzeitig im Leistungstief, lediglich Jänicke fand unter Neutrainer Wolf zur alten Form zurück. Die beiden anderen Mittelfeldakteure standen im neuen Jahr noch gar nicht für die Hanseaten auf dem Rasen. Zudem fehlte Marek Mintal zu Beginn der Saison lange verletzt. Der neue verpflichtete Abwehrchef Pavel Kostal ist im neuen Jahr ebenfalls verletzungsbedingt ohne Einsatz.
5. Unerfahrenheit und Leichtsinn
Notgedrungen besteht die Rostocker Elf hauptsächlich aus Talenten aus dem eigenen Nachwuchs. Torwart Kevin Müller, Stephan Gusche, Tom Weilandt, Edisson Jordanov oder Tobias Jänicke sind nur einige der Jungspunde im Rostocker Team. In der Rückrunde zeigt sich verstärkt die Unerfahrenheit im Abstiegskampf. Kevin Müller, in der Hinrunde sicherer und souveräner Rückhalt sieht bei vielen der letzten Gegentreffern nicht gut aus, Stephan Gusche leistete sich mit dem Eigentor gegen Ingolstadt einen bitteren Blackout (kostete den Sieg und den Sprung auf 15. Tabellenlatz) und die Offensivkräfte nutzen ihre viel Torchancen nicht. Häufig kosten individuelle Schnitzer wichtige Punkte, Punkte die dringend benötigt werden. Die Mannschaft wurde von Wolf und den Neuzugängen Marek Janecka und Freddy Borg zwar stabilisiert, doch allein gegen Dresen, Bochum, Aachen, Ingolstadt und Braunschweig ließ die Mannschaft kumuliert 9 Punkte liegen(errechneter Wert).
Fazit: Die Mannschaft ist angeknackst und am Boden. Gedroschene Phrasen und Durchhalteparolen helfen nicht mehr. Es braucht ein Wunder und einen Trainer, der endlich mehr aufs sportliche setzt und nicht auf vereinsinterne Reputation.