Interview mit Zoller:
Transfermarkt.de: Wir befinden uns nun kurz vor dem Gang in die Sommerpause. Wie verlief die Saison für Sie persönlich? Wie hoch war der Druck in Bezug auf den möglichen Aufstieg im Verein?
Zoller: Wenn Du mit dem FCK in der zweiten Liga spielst, dann ist es so, dass Du unabhängig davon, was geschrieben oder gesagt wird, aufsteigen musst. Wir haben es aber einfach nicht geschafft gegen die, auf dem Papier kleineren, Teams zu gewinnen und haben acht oder neun Niederlagen gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte kassiert. Wenn Du Dir sowas leistest, hast Du mit dem Aufstieg nichts zu tun.
Transfermarkt.de: Wann und wie haben Sie gemerkt „Ich bin ich eine feste Größe beim FCK, ich kann 2. Liga“?
Zoller: Erstmal denke ich, dass der Schritt von Osnabrück nach Kaiserslautern der richtige war, obwohl viele gesagt haben, dass ich den Schritt nicht wagen soll. Ich habe mir das aber zugetraut und bin auch mit drei Toren direkt relativ gut gestartet. Wenn es so losgeht, dann fällt Dir alles einfacher - auch wenn dann im Winter leider eine Verletzung dazukam. Ich konnte vieles schnell gut einordnen und bin mit dem Jahr am Ende dann doch relativ zufrieden, auch wenn es mit dem Aufstieg nicht geklappt hat.
Transfermarkt.de: Sie sind also selber nicht sonderlich verwundert, dass für Sie gerade alles so schnell geht?
Zoller: Ich würde sagen, noch im Sommer letzten Jahres hat mir das keiner so zugetraut. Ich war von mir selbst aber so überzeugt, dass ich den Schritt wagen wollte. Konkurrenz gibt es ja auch überall und wenn Du dann so startest, das Vertrauen hast und auch die Fans, zu denen ich die ganze Zeit ein Top-Verhältnis hatte, hinter Dir stehen, dann ist vieles einfach und unkompliziert. Ich weiß ja, was ich kann - auch wenn Glück immer eine Rolle spielt. Ich erinnere mich einfach an viele schöne Momente, wie das Heimspiel gegen den FC Ingolstadt mit meinem Doppelpack oder die zwei Tore gegen den KSC, meinen Ex-Verein. Andererseits musst Du auch immer Negativerlebnisse verbuchen – zum Beispiel die Niederlage gegen Aalen, gleichzeitig Franco Fodas letztes Spiel. Viele wichtige Momente, positiv wie negativ.
Transfermarkt.de: In welchem Bereich haben Sie in der abgelaufenen Saison aus Ihrer Sicht am meisten dazugelernt?
Zoller: Erstmal glaube ich, dass ich mich über das gesamte Jahr in meiner Persönlichkeit weiterentwickeln konnte. Ich werde anders wahrgenommen, was ich auch will. Ich möchte nicht mehr als „das Talent“ oder „der Drittligaspieler“ gelten, weil ich denke, dass ich angekommen bin im Profigeschäft. Ich bin ja im Grunde schon seit fünf Jahren dabei und es ist schön zu sehen, dass ich mich fußballerisch weiterentwickeln konnte. In meinen Torabschlüssen bin ich mittlerweile viel selbstbewusster und unter dem neuen Coach Kosta Runjaic habe ich fußballerisch und technisch in allen Bereichen dazugelernt. Das alles hat mir sehr gut getan.
Transfermarkt.de: Woran müssen Sie aus Ihrer Sicht noch arbeiten?
Zoller: Ich denke, dass ich mich unabhängig vom Alter gesehen noch in vielem weiterentwickeln kann. Passspiel, Technik, Abschluss, Physis – eigentlich in allen Bereichen, ganz wichtig auch Zweikampf und Kopfballspiel. Das alles ist viel besser geworden. Wenn ich mich zurück erinnere an das erste halbe Jahr in Osnabrück, da wurde ich als Chancentod abgestempelt. Es ist toll dann zu beweisen, dass Du es trotzdem kannst, weil Du immer an Dich geglaubt hast. Ich freue mich total auf die nächsten Jahre.
Transfermarkt.de: Wo genau machen Sie für sich den größten Unterschied zwischen 2. und 3. Liga aus?
Zoller: Vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung. Wenn du dir irgendwas erlaubst, dann wird Dir das auch in der 2. Liga schon medial um die Ohren gehauen. Sportlich aber natürlich auch. Die 2. Liga ist schneller und robuster – die Abwehrspieler cleverer. Das ist schon ein Unterschied, wenngleich Du das spielerisch gar nicht unmittelbar wahrnimmst, wenn du auf dem Platz stehst.
Transfermarkt.de: Sie kamen zur Saison 2013/2014 vom VfL Osnabrück, wo Sie unter Trainer Claus-Dieter Wollitz spielten – ein ganz spezieller emotionaler typ. Wie war Ihr Verhältnis?
Zoller: Das war unglaublich gut und das ist es bis heute. Wir telefonieren und schreiben uns nach wie vor sehr oft. Er war für mich unglaublich wichtig und ich habe sehr viel von ihm lernen können – vor allem charakterlich und menschlich. Wollitz hat mir Werte mitgegeben, die mir im Leben unheimlich wichtig sind und ich habe ihm das alles zu verdanken, was ich in diesem Jahr erreicht habe. Er ist mehr als ein Trainer für mich, er ist ein guter Freund, mit dem ich regelmäßig in Kontakt bin und dessen Wort für mich wahnsinniges Gewicht hat.
Transfermarkt.de: Zurück ins hier und jetzt. Es gibt offenkundig Interesse von allen Seiten. Wenn Sie jetzt die Chance auf 1. Liga haben – ist das nicht mehr als reizvoll?
Zoller: Ja sicher. Jeder Fußballer, der mit dem FCK in der 2. Liga spielt, sollte das Ziel und den Anspruch an sich selber haben, in der Bundesliga zu spielen. Das reizt mich natürlich sehr – ich würde lügen, würde ich behaupten, das sei nicht so. Wann das auf mich zukommt, muss man schauen. Wir müssen sehen, was die nächsten Wochen bringen und was im Verein geplant wird. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich mich wohlfühle beim FCK und dass ich dem Verein und Stefan Kuntz viel zu verdanken habe. Er hat mir im letzten Jahr die Chance gegeben und an den VfL eine Ablöse gezahlt, die für die 3. Liga auch nicht selbstverständlich ist (300.000 Euro; d. Red.). Da bin ich total dankbar, aber man muss jetzt einfach abwarten, wie die Dinge laufen werden.
Transfermarkt.de: Sie haben beim FCK einen Vertrag bis 2017 unterschrieben. Ist die Höhe Ihrer Ausstiegsklausel eigentlich bekannt? Oder gibt es keine?
Zoller: Es gibt keine Ausstiegsklausel, das will ich hier mal deutlich sagen. Ich habe den Vertrag hier ganz bewusst unterschrieben und man hat mir die Chance gegeben zu spielen. Dann habe ich auch den nötigen Respekt, da keine Ausstiegsklausel reinzuhauen. Wie sich alles weiterentwickelt, kann ich aber gerade wirklich noch nicht sagen.
Transfermarkt.de: Wie erfahren Sie vom Interesse anderer Vereine - durch Ihren Berater? Und: Verfolgen Sie die ganzen Berichte über Ihre Person?
Zoller: Na klar bekommt man das mit, wenngleich ich auch sagen muss, dass vieles in den Zeitungen nicht den Tatsachen entspricht. Mir macht das alles grundsätzlich Spaß. Klar ist es nicht toll Unwahrheiten über sich zu lesen. Ich mache ja kein Geheimnis daraus, dass es Interesse von Vereinen gibt, die auch schon durch die Medien gingen. Ich habe aber in den letzten Monaten keine Gespräche geführt, um erstmal die Saison hochkonzentriert zu Ende zu spiele.
Transfermarkt.de: Wie informieren Sie sich grundsätzlich über Fußball? Sind Sie auf Sportseiten unterwegs und lesen Sie viel Zeitung?
Zoller: Ich bin sehr aktiv bei Twitter und bekomme viel von Freunden geschickt. Ich bin im Grunde für alles offen und täglich im Internet. Was Fußball angeht, halte ich mich mit Kicker.de, Transfermakt.de oder Sport1.de auf dem neusten Stand. Da erkundige ich mich regelmäßig, was so passiert – sonst hätte ich ja meinen Beruf verfehlt.
Transfermarkt.de: Wie soll Ihre berufliche Laufbahn weiter aussehen? Wichtig, jetzt dauerhaft zu spielen?
Zoller: Absolut richtig. Ich will viel und so oft es geht spielen. Jetzt muss ich die Saison erstmal reflektieren. Es war anstrengend, und wenn ich mich erholt habe, ist für mich natürlich wieder wichtig zu spielen, ganz unabhängig von anderen Faktoren wie beispielsweise Geld. Ich möchte einfach ein gutes Gefühl bei allem haben. Da spielen auch die Fans eine große Rolle – mit ein Grund übrigens, warum ich im letzten Jahr nach Kaiserslautern gegangen bin.
Transfermarkt.de: Hat Simon Zoller eigentlich einen Lieblingsklub?
Zoller: Nein, eigentlich überhaupt nicht. Ich war nie Fan von einer bestimmten Mannschaft. Bei mir ist es eigentlich so, dass ich einen Verein bewundernswert finde, wenn das Gesamtpaket stimmt. Heißt: Vielversprechende Mannschaft, tolle Fans, beeindruckendes Stadion. Wie Dortmund, als sie vor ein paar Jahren diesen guten Weg eingeschlagen haben. Sowas gefällt mir. Auch wenn nicht das große Geld da ist, aber viel aus der Situation gemacht wird. Guter Fußball imponiert mir einfach.
Transfermarkt.de: Geht es für Sie nach den verbleibenden drei Testspielen direkt in den Urlaub?
Zoller: Ja genau, ich fliege nächste Woche nach Miami und überlege im Anschluss für 10 Tage zur Weltmeisterschaft nach Brasilien zu reisen. Mal sehen, ob ich mir das antue oder zu Hause schaue und Zeit mit der Familie verbringe.
Transfermarkt.de: Wenn Sie Brasilien schon ansprechen, die letzte Frage dazu: Und, wer wird Weltmeister?
Zoller: Es sind wohl wieder die üblichen Verdächtigen, die bis zum Ende dabei sind. Wobei, mein Geheimfavorit ist Belgien. Ich glaube, die können in diesem Jahr eine ganz gute Rolle spielen.