News:
Retten drei »Schiedsrichter« die AS Eupen?
Rechtsanwalt Ralph Lentz ist guter Hoffnung, dass die Sportschiedskommission der AS Recht geben wird und Eupen in der 1. Division bleibt. Foto: belga
Von Gerard Cremer
Für die AS Eupen geht es diese Woche um alles oder nichts. Am heutigen Dienstag befasst sich in Brüssel die Sportschiedskommission (»Commission belge d’arbitrage du sport« - CBAS) mit der Spielberechtigung des Lierse-Spielers Jason Adesanya und mit der Terminierung des Nachholspiels zwischen dem Sporting Charleroi und Cercle Brügge auf einen Tag nach dem Ende der klassischen Phase der Meisterschaft.
Die AS ist der Meinung, dass sie in beiden Fällen benachteiligt wurde, auch wenn die Instanzen des Fußballverbandes - vom Sportkomitee über das Berufungskomitee bis zur sogenannten Evokationskommission - anderer Meinung waren. Über die heute Nachmittag ab 13.30 Uhr in Brüssel stattfindende Verhandlung und deren möglichen Ausgang sprach das Grenz-Echo mit Rechtsanwalt Ralph Lentz.
Herr Lentz, was kann die AS Eupen von der heutigen Verhandlung der Sportschiedskommission in Brüssel erwarten?
Es ist das erste Mal, dass sich ein Grundgericht, das als unabhängig und unparteiisch anzusehen ist, mit den beiden von der AS beanstandeten Angelegenheiten befasst. Bisher haben nur Instanzen des Fußballverbandes geurteilt, die aber nicht als unabhängig betrachtet werden können, weil sie dem Fußballverband unterliegen. In den bisherigen Verfahren war der Verband auf der einen Seite Partei und auf der anderen Seite Richter, was bei der Sportschiedskommission nicht der Fall ist.
Was hat es mit der Sportschiedskommission eigentlich auf sich?
Diese Instanz wird vom Olympischen Komitee (BOIK) eingesetzt. Dort gibt es eine Liste von sogenannten »Schiedsrichtern«. Dabei handelt es sich um Personen, die über eine juristische Ausbildung verfügen, also im Beruf zum Beispiel Richter oder Anwalt sind bzw. eine andere juristische Funktion ausüben. Die Sportschiedskommission setzt sich aus drei Schiedsrichtern zusammen. Die beiden Streitparteien schlagen je einen Schiedsrichter vor, und diese beiden bestimmen einen dritten Schiedsrichter, der dann auch Vorsitzender der Kommission ist. Alle Sportverbände, die dem Olympischen Komitee angeschlossen sind, haben die Möglichkeit, sich an diese Schiedskommission zu wenden, um einen Streitfall klären zu lassen. Ein Streitfall wird zunächst von den eigenen Instanzen des jeweiligen Sportverbandes behandelt, und sollte die Angelegenheit danach noch immer strittig sein, kann sich die Sportschiedskommission als allerletzte Instanz mit der Sache befassen.
Sie sagen »allerletzte Instanz«. Heißt das, dass das Urteil der Sportschiedskommission definitiv ist?
Ja, jedenfalls was die Entscheidung zum Grunde betrifft.
Kann man denn schon heute ein Urteil erwarten?
Die Verhandlung beginnt um 13.30 Uhr. Da sich mittlerweile auch der Lierse SK und die Pro League diesem Verfahren angeschlossen haben, werden also vier Parteien ihre Bemerkungen anbringen. Es ist mit einer sehr langen Verhandlung zu rechnen. Wir gehen schon von einigen Stunden aus. Es ist unwahrscheinlich, dass die Sportschiedskommission nach so einer langen Verhandlung ein Urteil bekannt gibt, zumal die Parteien noch bis gestern die Möglichkeit hatten, ihre letzten Schriftsätze zu hinterlegen. Wir rechnen aber schon mit einer schnellen Entscheidung - auf jeden Fall noch in dieser Woche.
Wer wird die AS Eupen bei der heutigen Verhandlung als Anwalt vertreten?
Für den Verein AS Eupen wird Rechtsanwalt Laurent Stas de Richelle die Akte vortragen.
Was, meinen Sie, kann da als Urteil rauskommen?
Es gibt ja zwei Klagepunkte. Zum einen geht es um die Spielberechtigung des Lierse-Spielers Jason Adesanya in der Begegnung zwischen Lierse und Mechelen am 15. Februar und zum anderen um die Terminierung des Nachholspiels zwischen Sporting Charleroi und Cercle Brügge auf einen Tag nach dem letzten Spieltag der klassischen Phase der Meisterschaft.
Nehmen wir einmal an, die Sportschiedskommission gibt im Fall des Spielers Adesanya der AS Recht. Was würde dann geschehen?
Dann würde Lierse die drei Punkte aus dem Spiel gegen den KV Mechelen verlieren und die Endtabelle der 1. Division durch den Verband angepasst werden müssen. Die AS Eupen würde auf den 14. Tabellenplatz vorrücken und nicht absteigen.
Und was würde mit dem Lierse SK passieren?
Das müsste dann der Verband entscheiden. Wir haben den Antrag gestellt, dass man sich mit der AS Eupen befasst und nicht mit dem Lierse SK. Was mit Lierse geschieht, falls der Verein die drei Punkte aus der Begegnung gegen den KV Mechelen verlieren und dadurch auf Platz 15 zurückfallen sollte, darüber muss der Verband befinden.
Könnte es sein, dass die 1.Division in der nächsten Saison aus 17 statt aus 16 Mannschaften besteht, dass also sowohl der Lierse SK als auch die AS Eupen in der 1. Division spielen?
Das wäre eine Möglichkeit.
Anscheinend kann man, was die Qualifikation des Lierse-Spielers Jason Adesanya betrifft, das Regelwerk so oder so auslegen.
Der eigentliche Text des Regelwerks ist nicht hundertprozentig deutlich, aber der Geist des Regelwerks, also die Absicht des Gesetzgebers, ist eindeutig: In einem Nachholspiel darf sich ein Verein nicht in einer günstigeren Position befinden als beim ursprünglichen Termin.
Quelle =
Grenz echo