Nett!
Hier, guck mal so ein Scheiß:
Poussins „Urteil des Salomos“
Ein gemalter Königsmechanismus
von Martin Warnke
Der von mir analysierte Text ist ein kurzer Auszug des 1979 veröffentlichten Werkes „Künstler,
Kunsthistoriker, Museen. Beiträge zu einer kritischen Kunstgeschichte". Der Autor Martin Warnke
ist ein deutscher Kunsthistoriker, der von 1979 bis zu seiner Emeritierung 2003 in Hamburg als
Professor der Kunstgeschichte lehrte. Er wandte sich während dieser Zeit besonders der
Sozialgeschichte der Kunst sowie deren politischen und sozialen Vorbedingungen zu. Dieser Text
entstand ebenfalls aus gewonnenen Erkenntnissen solcher Forschung. - Schon der Titel des
Abschnittes stellt dar, worin für Warnke die Relevanz in dem von Poussin gemalten Bild liegt: im
dargestellten Königsmechanismus. So gibt er, nach einer kurzen Inhaltsangabe des Themas, an,
wohin er seine Aufmerksamkeit lenkt, nämlich auf die „künstlerische Disposition und figurale
Interaktion“. Dieses Handeln der Figuren und deren durch den König gesteuerte Modellierung wird
nun folgend durch Wortgefüge wie „thront souverän“, „sorgsam definiert“ oder „bewusst
inszeniert“ verdeutlicht. Warnke nennt dies „Affektregie“. Anschließend zeigt er, mithilfe von
Beispielen vorausgegangener Interpretationen der Thematik, den Unterschied zur
„Affektentladung“ auf. In diesen Beispielen sieht Warnke die Haupthandlung in der Teilung des
Kindes, also in der „dramatischen Entfaltung des Themas“ und weniger in der Anschauung der
Machtverhältnisse. Bei der Beschreibung benutzt er daher starke Adverbien und Adjektive wie
„abrupt unterbrochen“, „herkulischer Scherge“ und „energischer Gestus“. Der
Königsmechanismus, der den König als eine objektive, übergeordnete Instanz und ausgleichend
zwischen rivalisierenden Parteien interpretiert, sei daher erst durch Poussin erfasst worden. Nun
fragt sich Warnke, worin der Maler diesen „Rationalisierungs- und Zivilisierungsprozeß“ sah, da
die Zeit, in der Poussin lebte, alles andere als zivilisiert war und es keinen König, der diesen
Prozess hätte auslösen können, gab. Er erklärt es dann aber anhand zweier Faktoren: Zum einem
existierte die Möglichkeit der „Modellübertragung“, denn in Italien hatte ein solcher Vorgang schon
seit dem 14. Jahrhundert stattgefunden und Poussin lieferte dieses Bild aus Rom, zum anderen war
für Poussin die neostoische Affektenlehre, die ein konstruktives Element des politischen Denkens
im ausgehenden 16. Jahrhundert darstellte, bekannt. Abschließend erläutert Warnke anhand
Poussins Werdegang - er wurde letztlich durch die Wirklichkeit „eingeholt“ und „funktionalisiert“ -
die negierende, entgegengesetzte Antwort der Kunst auf jegliche Instrumentalisierung und die
Verweigerung auf jedweden Modellierungsschub, wie den von Elias beschriebenen
Königsmechanismus.